Die Vorstellung ist zu Ende, der Achtzigjährige steht auf der leeren Bühne, verbeugt sich, nimmt einen Strauß Blumen entgegen und macht noch einmal deutlich, dass das Ende nicht das Ende sein muss: Kazuo Ohno tanzt weiter – gleich einem Schmetterling, „der mit verletztem Flügel bereit ist zu fallen, und doch nicht müde wird, wieder und wieder aufzuflattern“.
„Etwas Großes ereignete sich ganz still“, „Die Toten beginnen zu laufen“, „Geburt, Leben, Tod, Liebe und Leid, alles war in einem großen Gefühl vereint“ – Sätze aus einem Text von Kazuo Ohno, bezogen auf das Stück The Dead Sea – Wiener Walzer und Gespenster, mit dem er in Berlin den Abschluss und Höhepunkt einer vom Künstlerhaus Bethanien veranstalteten Gastspielreihe japanischer Butoh-Tänzer bildete und einen Eindruck davon gab, was Butoh sein kann: zum Beispiel eine Möglichkeit, vom Tod zu sprechen und das Leben zu feiern.
Butoh. Der vielzitierte Mann von der Straße, diesmal aus Tokio, definiert den Ende der fünfziger, Anfang der sechziger Jahre entwickelten „stampfenden Tanz“ des japanischen Undergrounds so: „1. Alle Bewegungen und Tänze, deren Ursprung unbekannt sind, ist Butoh. 2. Butoh ist, was weder Regeln noch Tabus kennt. 3. Wenn ein Einzelner ‚nein‘ sagt und die anderen ‚ja‘, dann handelt...