Da durchwandert einer auf verschlungenen Wegen seine Welt. Faust? Nein, Hasko Weber, der neue Generalintendant des Nationaltheaters Weimar, nimmt sein Haus in Besitz. Im dunklen T-Shirt und Jeans kreist er gerade durch sein für die Klassikerstadt bemerkenswert funktionales Büro. Aber Weimar ist vieles, nicht nur Goethe und Schiller, auch Nietzsche und Bauhaus. Bloß nicht repräsentieren wollen, in Weimar muss man immer gegen den musealen Sog anspielen! Hasko Weber, ein später Nachfolger des Theaterdirektors Goethe, hat seine Rolle, so scheint es, sofort gefunden: ein Bühnenarbeiter im multifunktionalen Auftrag!
Bis er am Tisch sitzt, dauert es einen Moment, er muss nur noch schnell eine SMS abschicken und eine Mail beantworten, das lässt sich am besten im Gehen erledigen. In zwei Stunden beginnt „Lohengrin“, gestern eröffnete die Spielzeit mit dem von ihm inszenierten „Faust“, und morgen steht Christoph Heins „Weiskerns Nachlass“ im E-Werk auf dem Plan. Dafür wirkt er sehr gelassen. Er kann die Reihe der unzeitgemäßen Existenzen noch fortsetzen: In dieser Spielzeit stehen auch noch Raskolnikow aus Dostojewskis „Schuld und Sühne“ und Ibsens „Baumeister Solness“ auf dem Programm. Sind das nicht alles Die-Welt-ausden- Angeln-Hebende, die sich schließlich überheben, Wirklichkeitsflüchtlinge, die von der Wirklichkeit brutal eingeholt werden, Traumverlorene, die der Albtraum verschlingt? Diese...