Beim Gemüseorchester aus Wien entstehen die Instrumente vor jedem Konzert neu. Zwei Stunden wird geraspelt, dann werden Karotten, Sellerie, Kürbis, Lauch und anderes Grünzeug drei Stunden lang getunt, um als Percussion-, Blas- und Streich-Instrumente ein kurzes, aber intensives Leben zu führen. Die Musik, die in der Schaubude den Saal erobert, ist wunderbar vielseitig und auf aufregende Weise neu. So fügen die Kürbisposaunen, Gurkophone und Karottenflöten dem Jazz eine ungeahnte Ebene hinzu. Später wird auch die Neue Musik durch die Rhythmik von Paprikatrompeten bereichert. Gleichzeitig dirigiert subtiler Humor jedes Klangstück. Und auf einmal drängt sich dieser latent vorhandene Humor in den Vordergrund. Dann entledigen sich Salat und Lauch in einem Akt der mutwilligen, kreativen Selbstzerstörung all ihrer Bestandteile. Und all das ist hörbar mit Hilfe einer speziellen Mikrofonierung. Nötig ist die richtige Mischung aus Kondensator-, Gesangs- und Kontaktmikrofonen, damit ein Orchesterklang entsteht, der alle Töne gleichberechtigt nebeneinander existieren läßt.
Nun gut, so ganz neu ist das nicht: Seit 21 Jahren existiert das Gemüseorchester. Die zwölf MusikerInnen sind inzwischen in vielen Orten Europas und sogar einmal in China aufgetreten. Jetzt war ihre Konzertperformance einer der Höhepunkte des kleinen, aber ausgesucht feinen Festivals „Klang der Dinge“ in der Schaubude Berlin: Vom 5. bis...