(zu)hören
von Artur Pełka
Erschienen in: Lektionen 8: Neue Dramatik (10/2025)
Theater ist ein im besonderen Maße sinnliches Medium, in dem als eine wesentliche Dimension der Wahrnehmung das Sehen und Hören hervortreten. Im Falle der auditiven Rezeption ist allerdings zwischen Hören und Zuhören zu differenzieren, was mit der Verankerung der Sprache als interface1 zwischen Natur und Kultur zusammenhängt. Als theatrales Zeichen besitzt die Sprache ein materielles Sein, das weder allein in seiner besonderen Phänomenalität noch ausschließlich in seiner spezifischen Funktionalität für die theatrale Inszenierung von Bedeutung ist (→ Veropern). Während Hören eine eher sinnliche Perzeption, eher ein Vernehmen als Verstehen der auditiven Wirklichkeit impliziert, bedeutet Zuhören eine Apperzeption, die das akustisch Vernommene durch verstandesmäßige Reflexion in einen Bewusstseinszusammenhang einordnet.2 Dabei bezieht sich das Hören nicht nur auf unartikulierte Klänge oder natürliche Laute, sondern umfasst auch den reinen, spezifischen Klang der Sprache, so etwa bei einer Fremdsprache. In dieser Hinsicht wird die Sprache des Theaters laut Andrzej Wirth zu einer „Kunstsprache, [die] Nationalsprachen [transzendiert], die sie nur als Material benutzt, und singt in den Ohren der Theaterliebenden“.3
Folgt man der Etymologie des Begriffs Theater, der bekanntlich auf das theatron, das heißt auf den ,Ort, von wo man schaut‘, zurückgeht, könnte man daraus auf eine Hierarchie der Sinne...