Die Bühnenarbeiten von Gottfried Pilz sprengen immer wieder sämtliche Dimensionen – in vielerlei Hinsicht. Perspektiven werden in Frage gestellt, verdreht und gespiegelt oder gänzlich auf den Kopf gestellt. Und das nicht allein räumlich. Auch zeitliche Linien werden in Wiederholungen, Rückblicken, gar verkehrt laufenden Situationen verschoben.

Seine Kostüme verstärken diese Wirkung – kontrastierend, aber auch als harmonisch mitlaufender Impuls. Das theatralische Geschehen bleibt dabei meist gezielt reflektiert in durchaus konkreten historischen Kontexten eingeordnet.

Jedes einzelne Bild ist aber auch wie ein kleines Samenkorn, das schon alles Vorangegangene und Nachfolgende des Theaterabends in sich trägt: die ganze Geschichte, auch die musikalische Entwicklung, den gesamten tragisch-komischen Kosmos eines Bühnenstückes, dem es letztlich ja immer nur dient – im fürwahr besten Sinne!

Karen Stukes Camera-obscura-Fotografien (ab Seite 96) fangen nun genau diese Situation ein. Sie sind keine dokumentarischen Abbilder konkreter Momente. Vielmehr spiegeln sie jene kreativen Turbulenzen wider, wie sie im genialen Pilz-Kopf herumwirbeln, um dann auf der Bühne zu virtueller Realität zu werden. Die genetische Struktur seiner Kunst ist hier auf Film komprimiert und damit wahrnehmbar geworden. Es lohnt sich, im Betrachten zu verweilen …