Zwei junge Regisseure – beide auf Festivals entdeckt, beide inszenieren erstmals in Deutschland –, zwei starke Bühnenbilder. Simon Stone, Jahrgang 1984, ist Australier, Bram Jansen, Jahrgang 1988, Niederländer. Alice Babidge hat für die „Orestie“ einen Boxring geschaffen, über den sich für die zahllosen Short Cuts von Stones Bearbeitung der „Orestie“ eine schwarze „Box“ stülpt – die dann jeweils ein verändertes Setting freigibt. Guus van Geffen hat einen Teil der Szene für Schnitzlers melancholische Fin-de-Siècle-Komödie „Anatol“ unsichtbar gemacht: Eine Garderobe, in der „die Frau“ sich umzieht und auf ihre Auftritte wartet, versperrt die Sicht; was sich dahinter abspielt, sieht der Zuschauer in einer Suite von sich teilweise rundenden (Zerr-)Spiegeln.
In beiden Fällen – vor allem bei der „Orestie“ – ist dies allerdings schon das Interessanteste, was man über die Inszenierungen sagen kann. Stone erzählt die „Orestie“ völlig neu, ins Hier und Heute versetzt, was kaum funktioniert, da sich das Pathos der Geschichte nicht beliebig in die Banalität einer Daily Soap transformieren lässt, ohne das Wesentliche daran zu beschädigen. Stones Kammerspiel spult sich rückwärts ab. Es beginnt also mit der Tat des Orest, der seine Mutter abknallt. Klytaimnestra hat sich verraten, indem sie in geistiger Verwirrung ihren Sohn mit ihrem Gatten verwechselte....