Frank Schubert: Ich habe dich als Künstler kennengelernt. Kompromisslos. Du bist ein Suchender, ein Experimentierer. Und wenn ich es richtig verstanden habe, wolltest du eigentlich nie Lehrer sein.
Martin von Allmen: Dieser Bogen lässt sich ungefähr so zusammenfassen: Erst erlernte ich als Kind vom Land das Geigespielen, lernte den Olymp der klassischen Musik kennen, studierte Dirigieren, später Gesang. Elisabeth Glauser, meine Gesangslehrerin, erkannte, dass ich vom Wesen her gar kein Sänger bin, sondern eher ein Musiker, der singt. Diese Beschreibung benutze ich noch heute. Wenn ich im Nachhinein darüber nachdenke, dann war dies vielleicht die Initiation der ersten Kurve in meiner musikalischen Biografie. Es war der Anfang der Loslösung vom rein klassischen Weg.
FS: Und die Hinwendung zu den performativen Künsten?
MvA: So einfach war das nicht. Ich war damals mit dem Vokalensemble Jacqueline Kroll viel unterwegs, war Gymnasiallehrer und Kirchenkantor mit drei Chören und habe überall »Scholas« gegründet, also gregorianisch gesungen. Das war zu viel.
FS: Andere wählen in einem solchen Moment den Erfolg und perfektionieren die einmal gefundene Nische.
MvA: Ich war damals schon auf der Suche nach dem Sinn von Handwerk. Wie Handwerk definiert wurde, war aus meiner Sicht völliger Quatsch! Das Schulsystem ist immer noch eine...