Rezension
„Christoph Schlingensief hat uns elektrisiert“
Ein Handbuch analysiert sein vielgestaltiges Werk – und die Schauspielerin Susanne Bredehöft erinnert sich an den vor 15 Jahren verstorbenen Künstler
von Volker Gebhart
Erschienen in: Theater der Zeit: KI – Künstlerische Intelligenz? (09/2025)
Assoziationen: Buchrezensionen Christoph Schlingensief
„Was wird passieren, wenn Helmut Kohl nicht mehr da ist? Gibt es dafür überhaupt Visionen?“, ruft Bernhard Schütz ins Megafon. Als Mitstreiter von Christoph Schlingensiefs Aktion „Passion Impossible: 7 Tage Notruf für Deutschland – Eine Bahnhofmission“ im Oktober 1997 hat sich der Schauspieler in Polizeiuniform zusammen mit dem Theaterpublikum unter Einkaufende und Schaufensterbummler in Hamburg gemischt. Schütz wendet sich an einen Schaulustigen vor dem Geschäft Wempe. Der Mann mit dem Bart wirkt überfordert. „Wir können also nichts mehr retten?“, fragt Schütz und lässt nicht locker. Der Mann stimmt nun zu, um sich wieder von der Aufmerksamkeit zu befreien. „Im Grunde nicht“, sagt er.
Kurz darauf wird Schütz erklären, dass die Aktion deshalb in der Mönckebergstraße stattfinden muss, weil nur hier geboten werde, was es sonst nirgendwo gebe: „Eine absolute Abwesenheit von Liebe. Wir wollen dieses Vakuum wieder füllen.“„Mobiler Einsatz in der City“ ist dieser Punkt im Schlingensief-Programm des Schauspielhaus Hamburg am frühen Nachmittag betitelt. Um 20 Uhr wird es mit dem „Tanztee für ältere Junkies“ weitergehen.
Der öffentliche Raum wie hier in Hamburg diente oftmals als Aktionsfeld für die Inszenierungen von Christoph Schlingensief: Der Filmemacher, Theater- und Opernregisseur sowie Bildende Künstler ist vor nunmehr 15 Jahren am 21. August 2010...
