Kolumne
Wir gehen rein
Auswahl / Ausschluss
von Lina Wölfel
Erschienen in: Theater der Zeit: KI – Künstlerische Intelligenz? (09/2025)
Assoziationen: Thüringen Sachsen-Anhalt Neues Theater Halle Theater Magdeburg Meininger Staatstheater
Juryarbeiten sind wohl eine, wenn nicht DIE Nebentätigkeit von Theaterkritiker:innen. Logisch. Wer sonst sieht so viele Inszenierungen? Reist von Flensburg bis Bregenz, von Wien bis Luzern? Begleitet Künstler:innen, Dramaturg:innen und Häuser über Jahrzehnte hinweg? Zumal die Arbeit in einer Jury nicht nur ein netter Nebenverdienst ist, sondern auch ein Prestigesymbol: Schaut her, ich werde für kompetent genug gehalten, einen Preis zu vergeben. Aber was bedeutet das für uns als Jurymitglieder? Wir gehen rein.
Ich saß letztes Jahr in meiner ersten „richtigen“ Jury. Damals bei einem Nachwuchsfestival für Regie. Ich war das jüngste Jurymitglied. Nun bin ich nicht mal ein Jahr später in der Position, unseren Martin-Linzer-Theaterpreis für die herausragenden Leistungen eines Schauspielensembles im DACH-Raum zu vergeben. Easy, allein in Deutschland gibt es rund 140 öffentlich getragene Theater. Dazu ca. 200 Privattheater, ca. 80 Festspiele und über 400 Tourneetheater- und Gastspielproduzenten ohne festes Haus. Plus die Theater in Österreich und der Schweiz. An dieser Stelle sollte klar sein, dass es nicht möglich ist, als Alleinjurorin all diese Theater zu besuchen. Es ist logisch, dass die Wahl auf einer, in diesem Fall meiner Sehbiografie aufbaut und von begünstigenden Faktoren beeinflusst wird, wie: Wo komme ich gut hin und auch wieder nach...
