Künstlerinsert
Vorsicht Vogel
Glamourös, poetisch, dämonisch – Kostüme von Adriana Braga Peretzki
Erschienen in: Theater der Zeit: Cordelia Wege – Schöpferisches Risiko (02/2020)
Assoziationen: Akteure
Am Ende ist alles schwarz und weiß. Die aseptische Blässe von Krankenhausbetten und sterilen Nachthemden geht nahtlos über in die Uniformität schwarzer Anzüge und Kleider. Der Tod trägt die Farbe des Nichts. Zumindest hier in Europa. Umso seltsamer wirkt die Gruppe aus acht Personen, die sich zu Beginn von Sebastian Hartmanns „Lear / Die Politiker“ am Deutschen Theater in Berlin am rechten Bühnenrand versammelt hat. Mit ihren bunten Masken und eigenwillig geformten Kopfbedeckungen wirken sie in ihren bodenlangen, schillernden Gewändern wie just einem okkulten Karnevalsfest entsprungen. Doch was gibt es hier zu feiern? Tatsächlich den Tod. Die Sterblichkeit. Dies ruinierte Stück Natur. So deklamiert es, in Erwartung des Ablebens eines alten Mannes, in scharfem Ton der achtstimmige Chor.
Armes, farbloses Europa. Seine Eintönigkeit, so sieht es die Kostümbildnerin Adriana Braga Peretzki, ist Ausdruck eines Verlustes, einer Trennung von Körper und Geist, Leben und Tod, Mensch und Natur. Wer meint, wenigstens einmal im Jahr im Karneval mit seiner Explosion aus Farben und Körpern alle Grenzen zu verwischen, begnügt sich lediglich mit den verkümmerten Resten dieses Phänomens. Für die gebürtige Brasilianerin hat der Karneval in seiner ursprünglichen Bedeutung eine spirituelle Dimension. Das lateinische „carne vale“ heißt übersetzt „Fleisch, lebe wohl“. Es ist...