Theater der Zeit

Ageing trouble tanzen!

Theoretische und tänzerische Erkundungen zur Performativität des Alter(n)s

von Susanne Martin und Miriam Haller

Erschienen in: Recherchen 162: WAR SCHÖN. KANN WEG … – Alter(n) in der Darstellenden Kunst (11/2022)

Assoziationen: Tanz

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Hypothese: Wissenschaf(f)tTanzSchafftWissen. Schafft Wissen Tanz? Welche Art Alter(n)swissen produziert der Tanz? Lassen sich Age(ing) Studies tanzen? Und was könnte Aufschlussreiches passieren, wenn man die alter(n)skritischen Strategien im zeitgenössischen Tanz mit denen einer anderen Kunstform wie der Literatur vergleicht? Mit solchen Fragen begegnen sich die beiden Autorinnen in diesem Text.

Susanne Martin ist eine Tänzerin, die choreografiert, und eine Choreografin, die improvisiert, und eine Künstlerin, die zu Tanz und Alter(n) forscht. Methodisch arbeitet sie mit einem Practice-as-Research-Ansatz – in Deutschland meist künstlerische Forschung genannt.1 Das bedeutet in ihrem Fall, dass in ihrem Werk Dancing Age(ing)2 wissenschaftliche Texte und Bühnenstücke gleichwertig nebeneinanderstehen und dass sich manchmal Theorie und Praxis zu Lecture-Performances oder »getanzten Vorträgen«3 zusammenfügen. Susanne Martin erkundet, wie Tanz in unsere Alter(n)skultur intervenieren kann. Theoretisch bezieht sie sich auf die kulturwissenschaftliche Alternsforschung. Darum waren die theoretischen Texte von Miriam Haller für ihre Dissertation Dancing Age(ing) eine zentrale Quelle.

Miriam Haller schaut als kulturwissenschaftliche Alterns- und Bildungswissenschaftlerin auf die Performativität des Alters und Alterns in Kunst, Kultur und Kultureller Bildung. Am Beispiel literarischer Texte hat sie Formen von Ageing trouble als Unbehagen gegenüber restriktiven Zuschreibungen und Normierungen der Alters untersucht und nach performativen Strategien gesucht, mit denen Altersstereotype in der Geschichte des Altersdiskurses neu eingeschrieben wurden.4 Die Auseinandersetzung mit dem Alter(n) im zeitgenössischen Tanz und tänzerischer Forschung fasziniert sie als staunende Zuschauerin. Sie tanzt leidenschaftlich gern – auf Partys, in Kneipen und in ihrer Küche.

In diesem Text bitten wir einander zum Tanz: Wir versuchen, aus unseren unterschiedlichen Blickwinkeln die für die jeweilige Kunstformen spezifischen künstlerischen Mittel zur Infragestellung von restriktiven Altersnormen und stereotypen Altersbildern zu beschreiben und zu vergleichen. Wir begreifen diese Form der kollaborativen Textproduktion als einen Tanz, bei dem beide abwechselnd mal führen, mal folgen. Beide geben Impulse. Es geht bei diesem Tanz darum, sich gegenseitig zu beeinflussen und zu inspirieren. Wir suchen nach unseren gemeinsamen Kontaktpunkten.

1.Ageing trouble – Warm-up aus tänzerischer und kulturwissenschaftlicher Perspektive

Wir beginnen das Experiment, indem wir erneut und um ein paar Jahre gealtert auf unsere wissenschaftlichen Texte über das Alter(n) und auf einige von Susanne Martins Bühnenstücke und Lecture-Performances zu Tanz und Alter(n) schauen, um uns einander anzunähern, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu erkennen.

1.1Den Körper ins Zentrum rücken

Wenn Susanne Martin Lecture-Performances zu Tanz und Alter(n) zeigt, dann beginnt sie meist mit einem Warm-up. Sie erkundet als Einstieg improvisierend ihren Tanzkörper, den Raum, die aktuelle Situation. Dabei spricht sie mit dem Publikum. Ziel ist es, die Zuschauenden zu unterstützen, einen anderen Hör-, Seh- und Aufnahmemodus zu finden und sich auf zeitgenössischen Tanz einzulassen. Das Warm-up dient also dazu, das Publikum einzustimmen und mitzunehmen in die ›andere‹ Welt des zeitgenössischen Tanzes mit ihren so eigenen Formen des Wissens. Susanne Martin holt ihre eigene Leiblichkeit, das Erleben ihres alternden Körpers, in den Vordergrund als eines der Objekte und Subjekte des zu erarbeitenden Wissens und Verstehens.

Das ist ein sehr anderer Zugang als in den akademisch geprägten Alter(n)swissenschaften üblich, wo der Körper meist komplett hinter den Text zurücktritt und die leibliche Erfahrung des Alter(n)s ebenso wie die Materialität des Körpers allzu oft hinter Statistiken, Zahlen und Skalen verschwindet. Phänomenologisch ausgerichtete Erziehungswissenschaftler wie Malte Brinkmann problematisieren die Leibvergessenheit der Gerontologie und erinnern an die geragogische Relevanz von Helmuth Plessners Unterscheidung von »Körper-Haben« und »Leib-Sein«5: »Vergessen, Schlafen, unter Schmerzen leiden, Lachen und Weinen und eben auch Altern zeugen vom Leib-Sein. Ich bin also immer schon leiblich existierend, bevor ich den Körper optimieren, disziplinieren oder regulieren kann. Körper und Leib verschränken sich ebenso wie Innen und Außen, Bewusstes und Vorbewusstes, Selbstbezug und Selbstentzug.«6 Hier bietet die künstlerische Tanzforschung eine Möglichkeit, eine gerontologische Forschungslücke zu schließen und die Erfahrung des lebenslang alternden Leibes in Verschränkung mit den Disziplinierungen des Körpers in den Mittelpunkt zu stellen. Die Präsentation ihres eigenen ›mittelalten‹ Tanz-Körpers erlaubt Susanne Martin dann auch ein Befragen der Erwartungen an Repräsentationen von Tanz und von alternden Körpern: Sieht das Publikum in dieser Vortragenden in ihren Fünfzigern eine ›alte‹ oder ›alternde‹ Forscherin oder ist sie ›noch‹ alterslos/unmarkiert?

1.2Begriffs-Stretching

Im Sinne des gemeinsamen Tanzes führt jetzt Miriam Haller die nächsten Schritte ein. Im Begriffs-Stretching sollen zentrale Begriffe geklärt, gedehnt und gestärkt werden, mit denen in der kulturwissenschaftlichen Alter(n)sforschung gearbeitet wird. Begriffe bilden in der Wissenschaft so etwas wie den Fokus, der eine Bewegung in eine bestimmte Richtung leitet.

Alter(n)

Die Alternswissenschaften definieren den Forschungsgegenstand ›Alter‹ disziplinär unterschiedlich: Differenziert werden das kalendarische Alter, das biologische oder physische Alter, das soziale und das psychische Alter. Das biologische, physische Alter bezieht sich auf die Materialität des Körpers und auch auf den körperlichen Gesundheitszustand. Das soziale Alter wird durch gesellschaftliche Normen und Regulierungen bestimmt, wie zum Beispiel das Renteneintrittsalter. Das psychische Alter hingegen bezieht sich auf das gefühlte Alter und auf die subjektive Altersidentität. Das psychische Alter kann stark vom kalendarischen oder biologischen Alter abweichen. Genau genommen gibt es kein statisches Alter, sondern immer nur ein Altern im Prozess, in Bewegung. Das wird aber allzu oft vergessen. Durch die Schreibweise »Alter(n)« mit dem eingeklammerten »n« möchten wir deshalb dem Lesefluss einen Stolperstein in den Weg legen, der immer wieder an die Prozesshaftigkeit des Alterns erinnert.

Kulturwissenschaftliche Alter(n)sstudien – auch Cultural Age(ing) Studies oder Kulturgerontologie genannt – bereichern die Alter(n)sforschung um Analysen der symbolischen Ordnung des Alter(n)s, der kulturellen Einschreibungen von Altersidentitäten und alternden Körpern. Sie nehmen die Macht der Altersnormen im Hinblick auf Identitätsregulationen und Körpernormierungen in den Blick.7 Sie untersuchen nicht nur, wie unser Alter(n) durch die Künste, durch die Medien, durch Architektur und Städtebau und last but not least durch (kulturelle) Bildungsangebote gebildet und geformt wird, sondern auch die Performanzen und Praxen von alternden Menschen in den Künsten, in den Medien, in der (Kulturellen) Bildung.

Performanz und Performativität des Alter(n)s

In der theoretischen Diskussion eröffnet sich eine schillernde Bandbreite unterschiedlicher Positionen, die versuchen, die vom Englischen to perform = aufführen, ausführen abgeleiteten Begriffe »Performanz« und »Performativität« zu besetzen. Die Theaterwissenschaft, Anthropologie und Ethnologie machen in ihrem Begriffsverständnis von Performanz den semantischen Aspekt der Aufführung stark. Den Aspekt der Ausführungbetont hingegen der Begriff der Performativität in John Langshaw Austins Sprachphilosophie. Als performativ werden von Austin in seinen Vorlesungen Zur Theorie der Sprechakte8 Sprechsituationen beschrieben, in denen das Gesagte gleichzeitig vollzogen und ausgeführt wird. Der performative Satz führt aus, was er sagt: Er vollzieht eine Handlung durch seine eigene Äußerung. Das Ja-Wort im Kontext einer Trauung ist zum Beispiel so ein performativer Sprechakt, der etwas vollzieht. Diese Wirkungsmacht des Performativen greift Judith Butler in ihrer Performativitätstheorie auf. Sie verknüpft den Aspekt der Ausführung mit dem der Aufführung, wenn sie eine performative Handlung als »eine solche« charakterisiert, »die das, was sie benennt, hervorruft oder in Szene setzt«9. Durch derartige performative Handlungen sieht Judith Butler sowohl die Geschlechtsidentität als auch den Körper konstituiert. Sie definiert Performativität als »die ständig wiederholende und zitierende Praxis, durch die der Diskurs die Wirkungen erzeugt, die er benennt«10. In Übersetzung der Gendertheorie Judith Butlers auf die Kategorie des Alters lässt sich die These aufstellen: Die (Sprech-)Akte, Gesten und Inszenierungen des Alters »erweisen sich insofern als performativ, als das Wesen oder die Identität, die sie angeblich zum Ausdruck bringen, vielmehr durch leibliche Zeichen oder andere diskursive Mittel hergestellte und aufrechterhaltene Fabrikationen/Erfindungen sind«11. Das Wesen oder die Identität des Alters gibt es nicht: Wir stellen sie in jedem Sprechakt, in jeder Performance, in jeder alltäglichen Aufführung unseres Alter(n)s immer wieder aufs Neue her. Darin liegt dann aber auch die Möglichkeit widerständiger Neu-Inszenierungen und Neu-Einschreibungen des Alter(n)s: In abweichenden Re-Iterationen kultureller Einschreibungen können körperbezogene Altersnormierungen als historisch variabel gezeigt und damit in ihrem allgemeinen Geltungsanspruch eingeklammert werden. Wenn auch solche subversiven Formen von Performativität – nach Butlers Verständnis – nicht willentlich gesteuert werden können, sieht sie doch eine Art von Handlungsfähigkeit im Versuch der resignifizierenden Neueinschreibung von Bedeutungen im Rahmen von Performances. Diese Performances können ebenso auf der Bühne, im Text, im Bild oder Film als auch im öffentlichen Raum und im alltäglichen Leben stattfinden.

Ageing trouble

Unter »Ageing trouble«12 versteht Haller Ambivalenzen gegenüber dem Alter(n), die sich sowohl in einem Unbehagen, einer Verstörung und Beunruhigung als auch in kreativer Rebellion oder Unruhestiftung gegenüber restriktiven normativen Alters- und Generationenidentitätszuschreibungen äußern. Lassen sich in Analogie zu Judith Butlers Verständnis von »Gender trouble«13 auch im Hinblick auf die Subversion von Altersidentitätszuschreibungen im Etikettieren und Labeln des Alters (die in der Gerontologie allzu oft mit dem verharmlosenden Begriff »Altersbilder« bezeichnet werden) Praxen von »Ageing trouble« erkennen? In welchen performativen Praxen kommt ein solches Unbehagen und Aufbegehren gegenüber restriktiven Altersnormierungen zum Ausdruck?

Um diese Praxen zu analysieren, lässt sich auf die kulturgerontologischen Konzepte von »Doing age«, »Undoing age« und »Undoing age appropriateness« zurückgreifen.14

Un/doing age

Um die unterschiedlichen performativen Konstruktionen, aber auch die Dekonstruktionen von Alter analysieren und begrifflich fassen zu können, lässt sich das praxeologische Konzept von »Doing age«15 zur Beschreibung von affirmativen performativen Konstruktionen von Alter und Altersunterschieden nutzen. Davon unterscheidet Haller mit dem Konzept »Undoing age«16 diejenigen performativen Strategien, mit denen Altersdifferenzen und mitlaufende Alterszuschreibungen negiert, demontiert, neu eingeschrieben und somit dekonstruiert werden. Susanne Martin spezifiziert im Rahmen dieser Theoriedebatte ein Konzept von »Undoing age appropriateness«17, worunter sie Praxen der Dekonstruktion von normierten und restriktiven altersangemessenen Verhaltenserwartungen versteht.

2.Age(ing) trouble-Strategien im Tanz und in der Literatur

Welches Potenzial haben nun Tanz und Performance, sich im Sinne von Age(ing) trouble kritisch zu Alter(n)s-Stereotypen und Alter(n)s-Anforderungen zu positionieren? Wir alle sind diesen Stereotypen ausgesetzt; wir internalisieren und habitualisieren sie. Als Gesellschaft formen und verfestigen wir sie gemeinsam – sogar wenn sie selbststereotypisierend sind.18 Daran ist der Tanz alles andere als unbeteiligt: Tanz hat eine lange Tradition, junge Körper und Jugendlichkeit zu feiern. Speziell zeitgenössischer Tanz versteht sich aber auch als Plattform, um nicht-normative Körper und Körpererfahrungen in Bewegung und auf die Bühne zu bringen und damit unsere stereotypen Körper- und Alter(n)sbilder auseinanderzunehmen.

In Dancing Age(ing)19 unterscheidet Susanne Martin vier Bühnenstrategien im zeitgenössischen Tanz, die es einem Publikum erlauben, sich mit Bildern, Imaginationen und kritischen Repräsentationen von Alter(n) auseinanderzusetzen:

– Sich den Jugendlichkeitserwartungen im Tanz widersetzen

– Versöhnungen mit Alter und Tod thematisieren

– Unterhaltsam mit Alter(n)snormen und -anforderungen kollidieren

– Alter(n) vervieldeutigen

Miriam Haller unterscheidet in ihren Analysen der Altersdiskursgeschichte im Anschluss an Gert Göckenjan die Diskursstrategien Altersspott, Altersklage, Altersschelte und Alterslob, mit denen die Alterstopik in der Literatur- und Diskursgeschichte seit der Antike immer wieder neu eingeschrieben wird.20 In welcher Relation stehen diese Diskursstrategien zu den Tanzstrategien, die Susanne Martin in ihrer Auseinandersetzung mit dem zeitgenössischen Tanz gefunden hat? Um diese Fragen an konkreten Beispielen zu erläutern und miteinander in Verbindung zu setzen, greifen wir zunächst auf künstlerische Arbeiten aus dem Feld des zeitgenössischen Tanzes seit den neunziger Jahren zurück sowie auf Performances, die Susanne Martin selbst entwickelt und getanzt hat. Diese tänzerischen Strategien lesen wir dann quer zu den rhetorischen Strategien aus der Geschichte des Altersdiskurses.

2.1Sich den Jugendlichkeitserwartungen widersetzen – Von der Altersklage zum Alterslob I

Mit der Strategie, sich den Jugendlichkeitserwartungen im Tanz zu widersetzen, bezieht sich Susanne Martin auf Bühnenstücke, die bewusst und offensichtlich eine (tanz)kulturelle Jugendorientierung adressieren und die ebenso offensichtlich Passing-Strategien verweigern, die die Alternswissenschaftlerin Kathleen Woodward auch »masquerade of youth«21 nennt. Die Ehrlichkeit, nicht als jünger ›durchzugehen‹ (im Sinne einer Passing-Strategie), geht dabei besonders für weibliche Tanzschaffende Hand in Hand mit größerer Verletzlichkeit und der Gefahr, als Tänzerin und als Frau abgelehnt zu werden. Gleichzeitig ermöglicht diese Strategie dem Publikum aber auch eine kritische Befragung und Erweiterung ihrer kulturellen Bilder und Imaginationen zu alternden und alten Tänzerinnen. Beispielhaft für diese Strategie sind z. B. die Arbeiten der beiden britischen Choreografinnen Liz Aggiss22 und Wendy Houstoun23. Beide arbeiten multimedial mit Tanz, Text und Film auf der Bühne. Auf ihre je eigene Art fordern sie von ihrem Publikum explizit, sie als nicht mehr jung, als Tänzerinnen und als Künstlerinnen anzuerkennen. Aggiss z. B. tritt in The English Channel (2013) vor das Publikum und sagt: »Fuck it. I’m sixty. I’m gonna do what I damn well please« und ihr Tanz zitiert Punk, Vaudeville und Slapstick. Houstoun in 50 Acts (2011) wettert gegen die Tyrannei von Botox und Beige und ist eine der wenigen Performerinnen, die neben geistreich-skurrilem Humor auch unverhohlenen Ärger zu ihren Ausdrucksmitteln zählt.

In der Literatur- und Philosophiegeschichte lassen sich vergleichbare Strategien entdecken – und das sogar schon in der Antike. So werden zum Beispiel in Platons oder Ciceros Auseinandersetzungen mit dem Alter(n) zunächst Topoi der Altersklage aufgerufen, die dann aber im weiteren Verlauf der Argumentation jeweils in ein Alterslob umgedeutet und damit umgewertet werden.24 In Texten der Moderne wird später diese Diskursstrategie aufgegriffen, um moralisch dazu aufzufordern, von der Klage über den Verlust jugendlicher Schönheit abzusehen und zum eigenen Alter zu stehen. Im Sinne einer solchen affirmativen Doing age-Praxis ruft zum Beispiel die Schriftstellerin Susan Sontag 1977 in ihrem Essay über den »double standard of aging«25 Frauen zu einem Alters-Outing auf und dazu, sich den Passing-Strategien zu widersetzen, jünger aussehen zu wollen und den Verlust jugendlicher Schönheit zu beklagen. Sontag beschreibt das Frau-Sein als einen theatralen Akt: »To be a woman is to be an actress. Being feminine is a kind of theater, with its appropriate costumes, décor, lighting, and stylized gestures.«26 Das Gesicht der älteren Frau sei eine Leinwand, auf die sie ein korrigiertes Porträt ihrer selbst als junge Frau zeichne.27 Sontags Argumentationsfigur ist nicht neu. Sie lässt sich als Intertext zu Oscar Wildes Roman Das Bildnis des Dorian Gray (1890) lesen. Die Figur des Dorian Gray klagt darin über die Vergänglichkeit jugendlicher Schönheit:

Wie traurig es ist! Ich werde alt werden, hässlich, widerlich. Aber dies Bild wird immer jung bleiben. Es wird nie über diesen Junitag hinaus altern … Wenn es nur umgekehrt sein könnte! Wenn ich es wäre, der ewig jung bliebe, und das Bild altern könnte! Dafür – dafür – gäbe ich alles. Ja, nichts in der Welt wäre mir dafür zu viel. Ich gäbe meine Seele als Preis dahin.28

Beide Texte stellen eine Altersklage über die Vergänglichkeit jugendlicher Schönheit und eine am Ideal jugendlicher Schönheit orientierte Altersperformanz jedoch letztlich moralisch infrage und loben es, sich zum Alter zu bekennen. So ruft Sontag eindringlich dazu auf: »Woman should tell the truth.«29

2.2Versöhnungen mit Alter und Tod thematisieren – Von der Altersklage zum Alterslob II

Als zweite Strategie im Tanzfeld benennt Martin das versöhnliche Thematisieren von Alter und Tod. Als erfrischend interessiertversöhnlich erlebt Martin den australischen Improvisationsperformer Andrew Morrish30während des Festivals ImprovisationXchange Berlin 2013. In seinem Solo probt er den eigenen Tod als ästhetische Erkundung von Stille und Loslassen, von Horizontalebene und dem Nichts. Eher auf konzeptioneller Ebene denn das jeweilige Bewegungsmaterial beschreibend spricht die US-amerikanische Choreografin Deborah Hay in ihrem Buch Lamb on the Altar über ihre künstlerische Praxis als Explorationen des Sterbens. Oder in ihren eigenen Worten:

I am making an effort to come to terms with dying as an experiential process of which I possess negotiable comprehension. I want to include the perception of dying in my performance practice because it invigorates my living each moment.31

Beide richten sich damit gegen eine etablierte Auffassung von Tanz als Ausdruck von jugendlich übersprudelnder Energie und als einer der Schwerkraft trotzenden Vertikalität. Ähnlich wie viele Butohtänzer*innen verweisen sie (je sehr unterschiedlich) auf ein Potenzial von Tanz, eine Bereitschaft in uns zu erzeugen, uns mit dem Tod auseinanderzusetzen, unsere Sterblichkeit anzuerkennen und uns sogar auf das Sterben vorzubereiten.

Auch diese Tanzstrategie kann in der Diskursgeschichte des Alter(n)s auf eine lange Tradition zurückschauen. Als Beispiel lässt sich die wohl berühmteste Dichterin des Altertums heranziehen. Sappho, die um 600 v. Chr. lebte, bezieht sich in einem Gedicht über das Alter(n) sogar direkt auf den Tanz: »Die Knie tragen nicht, die doch einst leicht waren zum Tanzen, jungen Rehen gleich. Ich seufze darüber oft. Aber was kann ich tun? Alterslos kann man, wenn man ein Mensch ist, nicht werden.«32 Damit betont sie, dass – im Gegensatz zu den unsterblichen und ewig jungen Göttern – das Altern das Wesen des Menschen ausmacht. Der Bezug zum Tanz rückt Sapphos Gedicht beinahe schon in die Tradition des Memento-mori-Topos vom Totentanz. Dieser zieht sich ebenfalls seit der Antike in seinen jeweiligen historischen Variationen durch die Künste aller Epochen und kommt bis heute jedes Jahr in den wechselnden Inszenierungen von Hugo von Hofmannsthals Jedermann33 bei den Salzburger Festspielen zur Aufführung.

2.3Unterhaltsam mit Alter(n)snormen und -anforderungen kollidieren – Von der Altersschelte zum Altersspott

Mit dieser Strategie beschreibt Martin Stücke, die mit humorvoller Selbstentblößung arbeiten. Komödiantisch und selbst-parodistisch betonen sie die Unmöglichkeit, die Diskrepanz zwischen dem eigenen, allzu oft versagenden und stetig alternden Körper und den normativen Werten und Bildern in der Tanz- und Popkultur zu überwinden. Während z. B. der in Frankreich lebende Amerikaner Mark Tompkins in Song and Dance(2003) eine Art trauriger, alternder Narr ist, der immer noch gern ein Rockstar wäre, entlarven die in Deutschland arbeitenden Choreograf*innen Yoshiko Waki und Thomas Lankau in Forever Young (2004/2011) ebenso rührend und unterhaltsam ihre Tänzer*innen-Identitätskrise.34 Sie thematisieren körperliches Versagen, Narzissmus und Nostalgie. Sie fantasieren ihre Zukunft als Bühnenzombies, die in Endlosschleife ihre letzte Vorstellung ankündigen. Denn einerseits haben sie Angst, den Moment des würdevollen Bühnenabschieds schon längst verpasst zu haben, andererseits ahnen sie, dass da sowieso etwas nicht recht stimmt mit dem Prinzip ›Aufhören, wenn es/man am schönsten ist‹.

Diese Tanzstrategie korrespondiert mit der Diskursstrategie der gesellschaftlichen Altersschelte, die sich – immer den Normen der jeweiligen Epoche angepasst – ebenfalls seit der Antike durch die Diskursgeschichte zieht. Erinnert sei hier zum Beispiel an die Topoi der Altersschelte in Aristophanes’ Komödie Die Wespen, in der sich eine Schelte von Lastern, Anmaßungen und sinnlichen Ausschweifungen im Alter findet, zu denen auch das Tanzen zählt: »War nicht der Alte toll und teufelswild, / Von allen Gästen der Besoffenste! / […] / Kaum hat er sich mit Leckereien vollgestopft, / Da springt er, tanzt und farzt und lacht dazu / Ganz wie ein Esel, den der Hafer sticht.«35 In der (Post-)Moderne werden die Topoi der Altersschelte und des Altersspotts diskursstrategisch mit rhetorischen Mitteln der (Selbst)-Ironie aufgegriffen und damit hyperaffirmativ umgewertet und neu eingeschrieben.36 Auserzählt mit Bezug zum Tanz wird diese Strategie in den Filmfiguren des zunächst gescholtenen und verspotteten, dann aber sich (selbst)ironisch ermächtigenden Tanzpaares »Ginger und Fred« in Federico Fellinis unvergesslichen gleichnamigen Film von 1985.37

2.4Alter(n) vervieldeutigen – Alter(n) anders erzählen

In der Auseinandersetzung mit dieser Strategie verortet Susanne Martin ihre eigenen Arbeiten. Sie macht seit 2003 Stücke zur Alter(n)sthematik. 2003 bis 2009 hat sie zwei große, mehrteilige Serien erarbeitet, in denen sie eher theatral vorgegangen ist (JULIO38 2003 – 2006, Rosi tanzt Rosi39 2007 – 2009). Stand bei JULIO die Intersektionalität von Alters- und Geschlechtsperformativität40 und noch eher die Strategie »Unterhaltsam mit Alter(n)snormen und -anforderungen kollidieren« im Vordergrund, so entwickelte sich ihre tänzerische Auseinandersetzung mit dem Alter(n) ab der Performanceserie Rosi tanzt Rosi immer stärker in Richtung Ambiguating age(ing), auf Deutsch: Alter(n) vervieldeutigen. Das Publikum begegnet Rosi zwischen 2007 und 2009 in den verschiedensten Lebensphasen und es begegnet auch ihrer Tochter, ihren Tänzerinnen und Schülerinnen – manchmal im selben Stück und meist alle von Susanne Martin dargestellt.

In dem Stück The Fountain of Youth41 (2013) arbeitet sie dann nicht mehr mit Charakteren und damit auch weniger mit den bekannten Alter(n)sklischees. Ihre neue Frage ist stattdessen: Wie kann ich meinen eigenen, vage mittelalten Körper nutzen, um unterschiedliche Entwürfe, offene Fragen und mehrdimensionale Phänomene des Alter(n)s auf die Bühne zu bringen? Sie beschäftigt sich mit den Praxen des Jungbleibens, die natürlich vor allem von unserem Verhältnis zum Älterwerden erzählen. Auf der epischen Reise zum berühmten Jungbrunnen findet sie Rezepte und Übungen, aber auch Musik über das Jungbleiben und das Altwerden, Stimmungen und Emotionen wie Nostalgie und Melancholie, außerdem Ökonomien, Hoffnungen, Glauben und Strategien des Erinnerns und des Vergessens. Und sie findet Methoden, die vergehende Zeit zu arrangieren, zu komponieren, zu choreografieren. Sie lädt das Publikum auf die Bühne ein, um einige Jungbrunnenübungen auszuprobieren, und versteht das als gemeinsame Erfahrung, ein »gelehriger Körper«42 zu sein. Dabei interessieren sie die Fragen, Hoffnungen, Zweifel, die in ihr und vielleicht auch beim Publikum aufkommen, wenn sie angewiesen wird, etwas zu tun, das gut für sie sein soll, wenn ihr in Aussicht gestellt wird, jung zu bleiben.

In dem Solo The Fountain of Age43 (2015) geht es dagegen um die Vieldeutigkeit von (Lebens)Zeit auf der Bühne, in der Musik und im Körper. Was macht es mit unserem Verständnis von Alter(n), wenn wir aufmerksam werden auf all die nicht-linearen Zeiterfahrungen, die die performativen Künste uns erlauben? Sie fragt sich und ihr Publikum: Wie alt sind meine Bewegungen? Was passiert, wenn wir gemeinsam durch Zeit und Zeitlichkeit schlingern, wenn mein Körper im Barockkleid Bewegungsrepertoires aus diversen Phasen der Tanzgeschichte moduliert, zum Beispiel aus dem klassischen Ballett, dem Ausdruckstanz und dem Tanztheater? Was passiert mit unserem Gefühl zum Alter(n), wenn ich fünfzehn Jahre nach der Premiere Ausschnitte aus meinen ersten Alter(n)sstücken zeige und mich inzwischen dem dargestellten Alter angenähert habe? Was, wenn ich selbst älter sein werde als diese Bühnenfiguren? Was passiert mit unserem Verständnis von Hier und Jetzt, wenn der immergleiche Song (Les feuilles mortes) uns in verschiedensten Versionen (mal bewusster, mal beiläufiger) immer wieder andere musikalische Epochen und (Lebens)Gefühle nahelegt?

Martin schlägt vor, dass ein solches Schlingern durch die Zeit ein kohärentes Alter(n)snarrativ auflöst. Es ermöglicht, dass komplexere Interpretationen von Alter(n) an Sichtbarkeit gewinnen. »Alter(n) vervieldeutigen« ist daher eine alter(n)skritische Strategie, eine Undoing age-Praxis, die sich des Prinzips der Dekonstruktion bedient. Sie lenkt die Aufmerksamkeit auf das, was innerhalb dualistischer Vorstellungen von Vergangenheit und Zukunft, Alter und Jugend übersehen oder bagatellisiert wird. Die Strategie, Alter(n) choreografisch zu vervieldeutigen, bricht mit der angenommenen Selbstverständlichkeit eines gleichmäßigen und chronologischen Zeitlaufs und Lebensverlaufs mit vorhersehbareren Phasen von Entwicklung, Höhepunkt und Verfall.

Diese tänzerischen Strategien der Ambiguitätsproduktion korrespondieren in der Literaturgeschichte mit Irritationen literarischer Erzählstrategien, wie sie konventionell in der Gattung des »Reifungsromans« vorkommen.44In der Handlung zeitgenössischer Reifungsromane dominieren zu Beginn der Erzählung häufig Topoi der Altersklage wie die Klage über körperliche Einschränkungen, den Verlust sexueller Attraktivität und/oder gesellschaftlicher Wertschätzung sowie die Klage über Vergänglichkeit. Es folgen in der weiteren Entwicklung des Romanplots dann Topoi des Altersspotts wie ein sexuelles Verhältnis mit Jüngeren, eine waghalsige Reise oder andere, von den anderen Romanfiguren als altersunangemessen eingeschätzte Verhaltensweisen. Am Ende eines Reifungsromans finden sich häufig Topoi des Alterslobs wie Persönlichkeitswachstum, ›Carpe diem‹-Topoi angesichts des ›Memento mori‹, Neuanfang, Vergangenheitsbewältigung, soziales oder intellektuelles Engagement, Erhabenheit über bzw. Kompensation der körperlichen Einschränkungen durch Einstellungsänderung, Triebsublimierung, Selbstregierung.45 Schaut man jedoch genauer auf die Schreibweisen von Reifungsromanen wie zum Beispiel Monika Marons Endmoränen46 oder John M. Coetzees Zeitlupe47, so werden diese konventionellen Topoi zwar in ihnen aufgerufen, aber durch Ironie und andere rhetorische Topoi, die Ambiguität erzeugen, verunsichert.48 Das kann bis zur Auflösung der Zeitstruktur und einer Verweigerung kohärenten Erzählens gehen, wie in Friederike Mayröckers grandioser Erzählung Reise durch die Nacht: Auch wenn (oder gerade weil) die Ich-Erzählerin in diesem Text manchmal nicht weiß, »was für ein Tag ist«, ist sie fähig, »die Zeit vorwärts und rückwärts laufen« lassen.49

3.Undoing age appropriateness

Selbst ein so kurzgehaltener Vergleich der alter(n)skritischen Strategien im zeitgenössischen Tanz mit den Diskursstrategien in Literatur- und Philosophiegeschichte, wie er im Rahmen eines Artikels möglich ist, zeigt auf, dass sie in einem die Kunstsparten übergreifenden Alter(n)s-Dispositiv verwoben zu sein scheinen. Hier braucht es detailliertere, interdisziplinäre Studien. Es sollte aber hinreichend deutlich geworden sein, dass in künstlerischen Arbeiten ebenso interessante wie herausfordernde Wege entwickelt werden, um mit den herkömmlichen Engführungen eines altersangemessenen Verhaltens umzugehen.

Es bleibt jedoch die Frage, was der Kunst- und Kulturbetrieb und die darstellenden Künstler*innen selbst daraus für ihre eigenen Praxen innerhalb der Strukturen des Performance-, Tanz- und Theaterbetriebs lernen und umsetzen können. Wie lassen sich in den eigenen Produktions- und Arbeitsbezügen normierte und restriktive altersangemessene Verhaltenserwartungen dekonstruieren? Was passiert, wenn Künstler*innen Formen von Undoing age appropriateness nicht nur auf der Bühne, sondern in der Auseinandersetzung mit den Produktionsstrukturen probieren, kreativ widerspenstig den Jugendlichkeitserwartungen im Kulturbetrieb widerstehen und strukturelle Altersdiskriminierung in Kunst- und Kultureinrichtungen anprangern? Wenn sie, gemeinsam mit dem alternden Publikum Barrierefreiheit einfordern? Solche Praxen von Ageing trouble auch jenseits der Bühnen mit Leben zu erfüllen, ist eine Aufgabe für Kunst- und Kulturschaffende ebenso wie für die Kulturpolitik.

1Vgl. Nelson, Robin (Hrsg.): Practice as Research in the Arts. Principles, Protocols, Pedagogies, Resistances, New York 2013.

2Vgl. Martin, Susanne: Dancing Age(ing). Rethinking Age(ing) in and through Improvisation Practice and Performance, Bielefeld 2017; vgl. auch Martin, Susanne: »Ageing and Dance«, in: Gu, Danan/Dupre, Matthew E. (Hrsg.): Encyclopedia of Gerontology and Population Aging, Cham 2019, https://doi.org/10.1007/978-3-319-69892-2_257-1.

3Martin, Susanne: »Dancing age(ing). 3000 Bewegungen und 1000 Worte, an deren Ende wir alle 40 Minuten älter sein werden«, in: Stronegger, Willibald/Attems, Kristin (Hrsg.): Altersbilder und Sorgestrukturen. 3. Goldegger Dialogforum Mensch und Endlichkeit. Baden Baden 2020, S. 63 – 80, S. 63.; vgl. auch Martin, Susanne: »Performing Age(ing). A Lecture Performance«, in: Hülsen-Esch, Andrea (Hrsg.): Cultural Perspectives on Aging: A Different Approach to Old Age and Aging, Berlin, Boston, S. 149 – 162, https://doi.org/10.1515/9783110683042-010.

4Vgl. Haller, Miriam: »Ageing trouble. Literarische Stereotype des Alter(n)s und Strategien ihrer performativen Neueinschreibung«, in: InitiativForum Generationenvertrag (Hrsg.): Altern ist anders, Münster 2004, S. 170 – 188, https://www.kubi-online.de/artikel/literarische-stereotype-des-alterns-strategien-ihrer-performativen-neueinschreibung; vgl. Haller, Miriam: »Unwürdige Greisinnen. ›Ageing trouble‹ im literarischen Text«, in: Hartung, Heike (Hrsg.), Alter und Geschlecht. Repräsentationen, Geschichten und Theorien des Alter(n)s, Bielefeld 2005, S. 45 – 63, https://www.kubi-online.de/artikel/unwuerdige-greisinnen-ageing-trouble-literarischen-text; vgl. auch Haller, Miriam: »Die ›Neuen Alten‹? Performative Resignifikation der Alterstopik im zeitgenössischen Reifungsroman«, in: Thorsten Fitzon u. a. (Hrsg.): Alterstopoi. Das Wissen von den Lebensaltern in Literatur, Kunst und Theologie, Berlin, New York 2009, S. 229 – 247; vgl. Haller, Miriam: »Undoing Age. Die Performativität des alternden Körpers im autobiographischen Text«, in: Mehlmann, Sabine/Ruby, Sigrid (Hrsg.): Für Dein Alter siehst Du gut aus! Von der Unsichtbarkeit des alternden Körpers im Horizont des demographischen Wandels, Bielefeld 2010, S. 215 – 233, https://www.kubi-online.de/artikel/undoing-age-performativitaet-des-alternden-koerpers-autobiographischen-text.

5Vgl. Plessner, Helmuth: »Der Aussagewert einer philosophischen Anthropologie«, in: Ders.: Mit anderen Augen. Aspekte einer philosophischen Anthropologie, Stuttgart 1982, S. 124 – 145.

6Brinkmann, Malte: »Leiblichkeit und Passivität – Überlegungen zur Negativität von Bildung im Alter«, in: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Pädagogik 82 (2006), H. 3, S. 288 – 304, S. 295.

7Vgl. Haller, Miriam/Küpper, Thomas: »Kulturwissenschaftliche Alternsstudien«, in: Aner, Kirsten/Karl, Ute (Hrsg.): Handbuch Soziale Arbeit und Alter, Wiesbaden 2020, S. 595 – 602.

8Austin, John Langshaw: Zur Theorie der Sprechakte, Stuttgart 1972.

9Butler, Judith: »Für ein sorgfältiges Lesen«, in: Benhabib, Seyla/Butler, Judith/Cornell, Drucilla/Fraser, Nancy: Der Streit um die Differenz. Feminismus und Postmoderne in der Gegenwart, Frankfurt am Main 1993, S. 122 – 132, S. 124.

10Butler, Judith: Körper von Gewicht. Die diskursiven Grenzen des Geschlechts. Aus d. Amerikanischen v. Karin Wördemann, Frankfurt am Main 1995, S. 22.

11Haller: Unwürdige Greisinnen, S. 61, zitiert Butler, Judith: Das Unbehagen der Geschlechter. Aus d. Amerikanischen v. Kathrina Menke, Frankfurt am Main 1991, S. 200 (Titel der Originalausgabe: Gender Trouble, New York 1990).

12Vgl. Haller: Ageing trouble; vgl. auch Haller: Unwürdige Greisinnen.

13Ebd.

14Vgl. Höppner, Grit/Wanka, Anna: »un/doing age. Multiperspektivität als Potential einer intersektionalen Betrachtung von Differenz- und Ungleichheitsverhältnissen«, in: Zeitschrift für Soziologie 50 (2021), H. 1, S. 42 – 57.

15Schroeter, Klaus R.: »Doing Age. Korporales Kapital und Erfolgreiches Altern«, in: SPIEL 24 (2005), S. 147 – 162.

16Haller: Undoing Age.

17Martin: Dancing Age(ing), S. 153ff.

18Vgl. Levy, Becca R./Banaji, Mahzarin R.: »Implicit Ageism«, In: Nelson, Todd D. (Hrsg.): Ageism. Stereotyping and Prejudice against Older Persons, Cambridge 2002, S. 49 – 75, S. 62.

19Martin: Dancing Age(ing).

20Vgl. Göckenjan, Gert: Das Alter würdigen. Altersbilder und Bedeutungswandel des Alters, Frankfurt am Main 2000. Vgl. Haller: Ageing trouble; Unwürdige Greisinnen; Die ›Neuen Alten‹?; Undoing Age.

21Woodward, Kathleen: »Performing Age, Performing Gender«, in: Feminist Formations 18 (2006), H. 1, S. 162 – 189, S. 167.

22Siehe: http://www.lizaggiss.com/; https://www.youtube.com/watch?v=8u8NFQbNXs. Hier sei angemerkt, dass wir im Rahmen dieses Artikels nicht näher auf die Arbeiten der genannten Künstler*innen eingehen können. Darum sind die in den Fußnoten versammelten Links zu den entsprechenden Webseiten mit der herzlichen Einladung verbunden, sich ein wenig Zeit für dieses digitale Material zu nehmen. Während die Performances der hier vorgestellten Künstler*innen natürlich idealerweise für die Liverezeption gedacht sind, so lassen sich durch die im Netz versammelten Fotos, Videoausschnitte und Texte doch oft die hier beschriebenen alter(n)skritischen Performancestrategien nachvollziehen.

23Siehe: https://www.wendyhoustoun.com/; https://www.youtube.com/watch?v=uEURnGk40wc.

24Vgl. Haller: Ageing trouble.

25Sontag, Susan: »The double standard of aging«, in: Allmann, Lawrence R. (Hrsg.): Readings in adult psychology, New York 1977, S. 285 – 294.

26Ebd., S. 289.

27Ebd., S. 290: »A woman’s face is the canvas upon which she paints a revised, corrected portrait of herself.«

28Wilde, Oscar: Das Bildnis des Dorian Gray, Zürich 1986, S. 36.

29Sontag: »The double standard of aging«, S. 294.

30Siehe auch: https://www.andrewmorrish.com.

31Hay, Deborah: Lamb at the Altar. The Story of a Dance, Durham 1994, S. xi. Siehe auch: http://www.deborahhay.com; vgl. auch Satin, Leslie: »Autobiography in the Present Tense. Deborah Hay, Living and Dying At Once«, in: Women & Performance 10 (1999), H. 1 – 2, S. 181 – 210, https://art1lib.org/book/32668930/384288

32Kölner Papyri: Ein Gedicht der Sappho, P. Köln inv. 21351+21376, https://papyri.uni-koeln.de/features/sappho.

33Hofmannsthal, Hugo von: [Jedermann. Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes], in: ders.: Sämtliche Werke. Kritische Ausgabe, Bd. IX, hrsg. v. Heinz Rölleke, Frankfurt am Main 1990, S. 31 – 95.

34Siehe auch: http://www.idamarktompkins.com/?q=en; http://www.bodytalkonline.de/; https://www.tanzforumberlin.de/produktion/forever-young-die-zwei-von-der-tanzstelle/.

35Aristophanes: [Die Wespen] (422 v.Chr. uraufgeführt), in: ders.: Komödien in zwei Bänden, Bd. 1. Hrsg. v. Jürgen Werner, Walter Hofmann, Weimar 1963, S. 239.

36Vgl. ausführlicher zu dieser Diskursstrategie Haller: Ageing trouble; Unwürdige Greisinnen; Undoing Age.

37Vgl. Gerlach, Inga/Maubach, Barbara/Haller, Miriam: »›Wir sind Gespenster‹. Widerspenstige Alte und Medienkritik in Fellinis ›Ginger und Fred‹«, in: Kampmann, Sabine/Haller, Miriam/Küpper, Thomas/Petri, Jörg (Hrsg.): Altern. Themenheft der Zeitschrift ›Querformat. Zeitschrift für Zeitgenössisches, Kunst, Populärkultur‹, Bielefeld 2014, S. 85 – 90.

38Vgl. Martin, Susanne: JULIO, Performance 2006, https://vimeo.com/158234066; vgl. auch Martin: http://www.susannemartin.de/julio/

39Vgl. Martin, Susanne: Rosi at Tanznacht Berlin, Performance 2008, https://vimeo.com/153260641; vgl. auch Martin: http://www.susannemartin.de/rosi-tanzt-rosi-the-conference/

40Vgl. Woodward, Kathleen: »Performing Age, Performing Gender«, in: Feminist Formations 18 (2006), H. 1, S. 162 – 189.

41Vgl. Martin, Susanne: The Fountain of Youth, Performance 2015, https://vimeo.com/showcase/3608339/video/142264906; vgl. auch Martin: http://www.susannemartin.de/fountain-of-youth/

42Foucault, Michel: Überwachen und Strafen, Frankfurt am Main 1976, S. 177.

43Vgl. Martin, Susanne: The Fountain of Age, Performance 2015, https://vimeo.com/142264906; vgl. auch Martin: http://www.susannemartin.de/the-fountain-of-age/

44Vgl. Rosario Arias Doblas: »Moments of Ageing. The Reifungsroman in Contemporary Fiction«, in: Worsfold, Brian J. (Hrsg.): Women Ageing through Literature and Experience, Lleida 2005, S. 3 – 12; vgl. auch Haller: Die ›Neuen Alten‹? Performative Resignifikation der Alterstopik im zeitgenössischen Reifungsroman.

45Vgl. ebd.

46Monika Maron: Endmoränen, Frankfurt am Main 2002.

47John M. Coetzee: Zeitlupe. Roman. Aus dem Engl. v. Reinhild Böhnke, Frankfurt am Main 2007, [Titel der Originalausgabe Slow Man, London 2005].

48Vgl. Haller: Die ›Neuen Alten‹? Performative Resignifikation der Alterstopik im zeitgenössischen Reifungsroman.

49Friederike Mayröcker: Reise durch die Nacht. Erzählung (1984), Berlin 1986, S. 30.

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