Theater der Zeit

»Just a little bit lockerer«

Nils Amadeus Lange im Gespräch über Embodiment

von Frank Schubert und Nils Amadeus Lange

Erschienen in: Recherchen 153: Wer bin ich, wenn ich spiele? – Fragen an eine moderne Schauspielausbildung (03/2021)

Frank Schubert: Theater arbeitet heute vielfach wirklichkeitskonstituierend. Hat sich das Performative im Theater zu einem zentralen Aspekt entwickelt?

Nils Amadeus Lange: Strenggenommen nicht. Das Theater sollte meiner Meinung nach das Darstellende nicht verlieren. Allein die Architektur des Theaters verbietet es uns oft, gemeinsame Realerfahrungen zu teilen. Dies erschwert es natürlich, wahrhaft performativ zu sein. Ich beobachte, dass das Theater immer größeres Interesse an dieser Direktheit, an der echten Situation bekommt. Und in gewissen Ansätzen gelingt das sehr gut. Es wird jedoch nur als Stilmittel verwendet und soll im Gegensatz zur wahren Performance natürlich wiederholbar sein.

FS: Was treibt dich?

NAL: Ich habe anfänglich immer aus mir selbst geschöpft. Meine Biografie, meine Erlebnisse, meine Ängste. Ich habe eine sehr subjektive Sichtweise bzw. Leseweise von Themen und Stücken. Das habe ich zum Thema gemacht. Das macht natürlich sehr angreifbar. Über die Jahre habe ich gelernt, Performances zu entwickeln, die sich mit einem mir fremdem Thema oder Material auseinandersetzen. Wenn ich nur das Material benutze, was mir persönlich wichtig ist, bedeutet das, dass ich mich immer in die Schussbahn begebe und wirklich verletzt werden kann. Ich mache das zwar immer noch, aber nicht nur. Für die Kunsthalle Basel habe ich eine Arbeit produziert,...

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