Über seinen Schultern hängt ein langes schwarzes Tuch, sein rechtes Bein steckt bis zum Knie in einer ebenfalls schwarzen Strumpfhose. Keuchend, als imitiere er einen Luftzug, geht er durch das Zimmer; der Rest der Strumpfhose schleift hinter ihm auf dem Fußboden. Im Vorübergehen löscht er erst das Licht einer Lampe, anschließend zieht er vor den Fenstern einen Vorhang nach dem anderen zu. Unterdessen sitzt vorn im Bild ein unbeteiligt wirkender Mann, der mit seinem Notizbuch beschäftigt ist. Mit dem Entzug der Erkennbarkeit des Raums und der beiden Personen ist diese Szene schon beinahe an ihrem Ende angekommen. Nur noch die zur dunklen Fläche gewordenen Umrisse des über den Schultern hängenden Tuchs sind zu erfassen. Es ist still jetzt, und unterbrochen wird die Stille allein von einer zögerlich fragenden Stimme: „Nun, hat das Ding sich wieder gezeigt heute Nacht?“
Diese Szene, mit der Eva Könnemanns Dokumentation Die Tragöden aus der Stadt (D 2008) beginnt, springt in ein Geschehen, das nach einigen Momenten ohne viel Mühe als theatrales Rollenspiel zu identifizieren ist. Einer hat sich notdürftig verkleidet und spricht eine auswendig gelernte Textzeile. Ein Anderer, unverkleidet und stumm, bringt etwas zu Papier. Zu sehen sind, so wird sich im weiteren Verlauf des...