Entwurfsprozesse und Akteure: Ein Theaterhaus für Karl-Marx-Stadt
von Annette Menting
Erschienen in: Schauspielhaus Chemnitz – Zwischen Zeiten und Räumen (01/2025)
3.1 Neues Theaterhaus in Aufbauplänen und Studien 1956–1980
Noch bevor im Juni 1951 die Theaterruine am Stadtkern zugunsten einer verkehrsorientierten Stadtplanung abgebrochen und die Straße nach Wilhelm Pieck benannt wurde, war das Theater am Karl-Marx-Platz im ehemaligen Festsaal des Altersheims durch weitere Umbauten bis April 1951 verbessert worden. Die Raumsituation blieb jedoch ein Provisorium. Dies wurde zunächst nicht öffentlich artikuliert, doch sah die Stadtpolitik offensichtlich Handlungsbedarf, da sich in den Planungen zum Aufbau des Stadtzentrums seit Mitte der 1950er-Jahre Vorschläge für einen Theater-Neubau finden. Nachfolgend werden die Etappen dieser Stadtplanung betrachtet, in denen auch Standorte eines neuen Theaterhauses für Schauspiel verhandelt wurden; seit 1960 findet sich auch ein Neubau für das Puppentheater in den stadtplanerischen Konzepten.
Ein neues Theaterhaus in den Aufbauplänen seit 1956
Die ersten Planungen für den Aufbau der kriegszerstörten Stadt erfuhren in den frühen 1950er-Jahren aus politischen Gründen immer wieder veränderte Rahmenbedingungen, so dass es trotz verabschiedetem Aufbaugesetz von 1950 kaum zu Bauaktivitäten kam.1 1952 war zwar eine städtebauliche Gesamtplanung für Chemnitz vom Ministerrat der DDR beschlossen worden, doch mit der Verwaltungsreform und Konstituierung von Bezirken im Juli desselben Jahres kam der neuen Bezirksstadt erweiterte Bedeutung für die Region zu. Daher sollte die Neugestaltung der inzwischen...