Protagonisten
Dunkelheit und Nebel
Einar Schleef als Lyriker
von Erik Zielke
Erschienen in: Theater der Zeit: Edgar Selge: Der helle Wahnsinn (01/2019)
Assoziationen: Akteure
Durch einen Fund im Archiv der Akademie der Künste, Berlin, stellt sich heraus, dass Einar Schleef neben dem bekannten grafischen, malerischen und fotografischen Werk, den Arbeiten als Regisseur, Bühnenbildner und Schauspieler sowie seinem prosaischen und dramatischen Œuvre auch ein nennenswertes lyrisches Werk hinterlassen hat. Mit der Sammlung von 75 Gedichten, „Herzkammern“ überschrieben, hat Schleef sich 1982 erfolglos an einem Wettbewerb beteiligt, um sie zu veröffentlichen. Damals war der Künstler bereits seit sechs Jahren im deutschen Westen. Hier müssen die Gedichte parallel zu den großen, bekannten Arbeiten Schleefs entstanden sein, zu „Gertrud“, „Zuhause“, „Die Bande“. In einer Zeit, die von enormer Vereinsamung geprägt war: Nachdem er selbst nicht wieder in die DDR eingereist war, scheiterte der Fluchtversuch seiner Lebensgefährtin; vereinbarte Theaterarbeiten platzten; Schleef blieb seiner Umgebung fremd. Die Gedichte geben Zeugnis von einer obsessiven Beschäftigung mit dem Tod. Nebel und Dunkelheit sind die wiederkehrenden Motive in seinen Versen. Am 17. Januar 2019 wäre Einar Schleef 75 Jahre alt geworden. //