Einen passenderen Ort als das Deutsch-Sorbische Volkstheater Bautzen kann es für ein Treffen sprachlicher Minderheiten in Europa und deren Bühnen kaum geben. Denn das Haus trägt im Namen, was es ist: die einzige zweisprachige Bühne Deutschlands. Kulturraumtheater einerseits, andererseits neben Stiftung und Nationalensemble der kulturelle Mittelpunkt für geschätzt noch 60 000 Sorben. Sie sind Nachfahren jener Slawen, die bis zur Unterwerfung durch die deutschen Könige im 10. Jahrhundert die Mehrheit im Siedlungsgebiet des heutigen Ostsachsens und Südbrandenburgs bildeten.
2012 gab es in der Lausitz das Fußballturnier der Minderheiten Europeada. Fußball und Theater? Schon damals trafen sich Vertreter der entsprechenden Bühnen zu einem Kolloquium. Mit Bruneck in Südtirol kooperierten die Bautzener im selben Jahr bei der Jugendtheaterproduktion „Verrücktes Blut“. Der umtriebige Bautzener Intendant Lutz Hillmann und die nicht minder quirlige Beauftragte des Intendanten für sorbisches Theater Madlenka Scholze drehten diese Geschichte nun ein Stück weiter. Ende Oktober trafen sich europäische Minderheiten zum Festival Odyssey in Bautzen. Ethnische und sprachliche Gruppen wie die Waliser, die Südtiroler oder die Ungarndeutschen pflegen ihre Kultur mit eigenen Bühnen.
Festival klingt ein wenig hochgestochen, zumal die Dänen und die Westfriesen kurzfristig absagen mussten. Die Bezeichnung „Workshop mit einem gegenseitigen Vorstellungs- abend“ träfe es vielleicht besser. Es...