Diskussion
Der große Streit
von André Lang
Erschienen in: Theater der Zeit: Menschliche und künstlerische Persönlichkeit (10/1946)
Einige Autoren und nicht die unbedeutendsten waren in diesem Jahre sehr böse auf die Kritiker, besonders auf die der Tageszeitungen. Armand Salacrou gab in einem ausgezeichneten Artikel dieser Aufregung Ausdruck, indem er ausführte: „Die Theaterkritiker betreiben ihren Beruf als Sport und kümmern sich dabei wenig um das Theater selbst.“ Der Autor von „Les fiancés du Havre“ schließt mit der Erklärung: „Ich habe mich entschlossen, meine Werke erst zu veröffentlichen und danach aufführen zu lassen.“ Diese Drohung wurde in der Presse ganz verschieden kommentiert. In der Société des Auteurs fand sie jedoch großen Beifall. Steve Passeur, der ebenso erbittert war, vertraute mir ein wenig später an, dass man beabsichtige, etwas gegen die Kritiker zu unternehmen. In der letzten Generalversammlung der Société des Auteurs kündigte Paul Achard ganz offen Maßnahmen gegen die Missetäter an. Der ganze Saal spendete ihm stürmischen Beifall. Henry Bernstein, der mit seinen 70 Jahren nichts von seiner Ironie eingebüßt hat, bemerkte mit leisem Humor, dass er bereits im Jahre 1902 von einem ähnlichen Vorhaben gehört habe!
Zu jener Zeit beherrschte das Theater allein das gesamte künstlerische Leben, bis es im Jahre 1925 vom Film verdrängt wurde. Die Kritiker spielten damals eine etwas gewalttätige Rolle, in der sie durch...
