Einer der wichtigsten Aspekte im Werk von Christoph Schlingensief ist für mich, wie stark Kunst in das Leben eingreifen und es verändern kann“, sagt Susanne Pfeffer, Kuratorin der Christoph- Schlingensief-Retrospektive. Bereits ab 2009 war die damalige Chefkuratorin an den Berliner KW Institute for Contemporary Art mit ihm über eine Werkschau im Gespräch. Die Ausstellung, die nun in den KW zu sehen ist, reflektiere Schlingensiefs enorme Durchdringung von Kunst, Politik und Leben, so Pfeffer. „Dabei besaß seine Arbeit, angefangen bei Film, Theater und Oper über Installationen und Aktionen, in all diesen Medien immer ein absolut bildnerisches Element. Immer wieder ist es ihm gelungen, ikonografische Bilder zu schaffen, die sich fest in unserem Bildhorizont verankert haben.“ Wir unterhielten uns mit Anna-Catharina Gebbers, neben Susanne Pfeffer und Klaus Biesenbach Kuratorin der Ausstellung, sowie Aino Laberenz, langjährige Wegbegleiterin Schlingensiefs und künstlerische Beraterin der Ausstellung, über die Retrospektive des Gesamtkünstlers Schlingensief.
„Alles ist Kunst, weil Überleben längst eine Kunst ist.“ Der Satz stammt von Christoph Schlingensief. Könnte so nicht auch seine gerade eröffnete Retrospektive überschrieben sein?
Aino Laberenz: Der Satz steht natürlich in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Operndorf Afrika in Burkina Faso. Aus dieser Perspektive betrachtet, geht es darum, unseren einerseits ziemlich ausgefransten, andererseits oft...