Massenhaft Energie inszenieren
Erschienen in: Oper am Rhein für alle – Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf Duisburg. Generalintendanz Christoph Meyer (2009–2025) (07/2025)

Die Energie und die Erwartung der Menge machen jede Chorprobe zu einer Herausforderung. Es bleibt ein Abenteuer, ob alle mitgehen und die Idee mittragen, ob es zu einem gemeinsamen Puls, der sich dann aufs Publikum überträgt, kommen wird. Wenn das passiert und die Herzen aller Chormitglieder spürbar im selben Rhythmus schlagen, gibt es in der Oper kaum etwas Überwältigenderes als diese singende, agierende, mitfühlende Menschenmenge auf der Bühne. Und es gibt kaum etwas Beglückenderes als eine Probe, in der es nicht mehr um uns Einzelne geht, sondern um die gemeinsame Sache. Am Ende können wir uns als Publikum selbst in dieser Menge erleben, uns spiegeln, uns erkennen. Die Übertragung von Energie passiert dabei dynamisch und direkt, quasi eins zu eins, von Kollektiv zu Kollektiv. Das macht Chor im Musiktheater so einzigartig, so kraftvoll und so mitreißend. Denn nirgendwo sonst erlebt man diesen Puls, diesen Rhythmus, diesen Sound der Menge in direkter Gegenüberstellung. Das kann nur Chor. Das kann nur Oper!
In den vergangenen sechs Jahren durfte ich dreimal den Chor der Deutschen Oper am Rhein inszenieren: Noch zu Corona-Hochzeiten konnten wir als Team – die Bühnenbildnerin Annika Haller, die Kostümbildnerin Su Sigmund sowie Chefdramaturgin Anna Melcher und ich – Johann...