Lehrstück ohne Lehre / Verstummte Stimmen / Unerhörte Augenblicke
von Klaus Zehelein
Erschienen in: Unerhörte Augenblicke – Autobiographie (09/2025)
Lob der Nische
Als ich mich im August 2014 vom Amt des Präsidenten der Bayerischen Theaterakademie August Everding verabschiedete, führten die Studierenden der Dramaturgie eine Sprechkantate für mich auf. Deren Refrain bestand aus dem schlichten Vierzeiler:
Ja, da hat der Klaus mal wieder recht gehabt
Ja, da hat der Klaus mal wieder recht gehabt
Ja, da hat der Klaus mal wieder recht gehabt
Ja, da hat der Klaus mal wieder recht gehabt
Die im Laufe der Kantate vermeintlich endlos wiederkehrenden Worte haben mich berührt und erheitert. Berührt, weil daraus die Anerkennung für eine Arbeit sprach, die in ihrem Planen und Tun nicht nur immer wieder richtig gelegen hatte, sondern es auch recht machen wollte. Erheitert haben mich die Verse, weil sich darin auch eine gewisse Ironie aussprach. Kein Mensch kann immer recht haben. Das zu wissen und zuzugeben, bringt große Erleichterung mit sich.
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Die Ambivalenz zwischen der Wertschätzung richtigen Meinens und Tuns einerseits und der ironischen Selbstbescheidung des Wissens, dass der Anspruch, immer recht zu haben und das Richtige zu tun, ein vergeblicher ist, durchzieht auch die Aussagen dieses Buchs. Als ein „Lehrstück ohne Lehre“ hat Max Frisch sein Theaterstück „Biedermann und die Brandstifter“ 1958 im Untertitel bezeichnet. Zu...