Einmal hat der Ich-Erzähler, der mit dem Autor dieses Romans identisch zu sein scheint, als Regisseur einer Theaterproduktion einen berückenden Einfall. Er schreibt der Schauspielerin einen kleinen Monolog, den sie nur denkt, stumm, aber Wort für Wort. „Sie sagt nichts, kein Wort, sie denkt meinen Text. Und das, was das Publikum sieht, ist höchstens das, was beim Denken auf dem Gesicht von Myria passiert.“ Ort der Handlung ist eine ungenannte Landesbühne in Süddeutschland, wo der Erzähler als Dramaturg engagiert war, und geschrieben sind diese ziemlich authentisch wirkenden Erinnerungen, das ist nicht unwichtig, in der Berner Mundart – für die Buchausgabe wurden sie ins Hochdeutsche übertragen.
Dass man sich die Mundart dazudenken muss, ist natürlich ein bisschen schade, denn sie gibt diesem Memoire zugleich Wärme und Distanz. Guy Krneta wurde 1964 in Bern geboren, die Handlung seiner Geschichte erstreckt sich über mehrere Jahrzehnte. Und die Bilanz ist nicht nur erfreulich. Am Theater sind eben, wer hätte das gedacht, nicht nur nette Menschen tätig. Es gibt autokratische Intendantinnen, sexistische Chefdramaturgen, hochgradig eitle alternde Schauspieler … In der Summe ergeben diese Beobachtungen, gerade weil sie ohne falschen Eifer notiert wurden, eine recht bittere Note. Manch ein Vorfall hätte das Zeug zur lustigen Anekdote,...