Peter Paul Rubens wurde in Siegen geboren. Zwar hätte man den barocken Maler für einen Flamen gehalten, er hat auch nur wenige Monate in der (seinerzeit vermutlich idyllischen) Geburtsstadt verbracht, aber was soll’s – ein bisschen stolz darf man auf den flüchtigen Siegener schon sein. Wie auch auf den 390 Jahre später geborenen Navid Kermani, Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels, dessen Roman „Große Liebe“, 2014 erschienen, in Siegen spielt, ohne dass die Stadt je beim Namen genannt wird. Kenner sagen, sie sei erkennbar. Schön ist das heutige Siegen nicht, aber schön gelegen. Und seit zehn Jahren hat Siegen ein veritables Theater mit 520 Plätzen, von dem man gut und gern behaupten kann, dass es floriert. In der Saison 2015/16 kamen fast 100 000 Besucher in das ehemalige Apollo-Kino. Als das Theater 2007 unter maßgeblicher Beteiligung eines Trägervereins gegründet wurde, hielt man eine Zuschauerzahl von 45 000 für realistisch. Sie wurde bereits im ersten Jahr übertroffen.
Magnus Reitschuster, der Intendant und Geschäftsführer, ist ein bayerischer Schwabe. Er war zuvor Chefdramaturg in Erlangen. Die Siegener Theaterszene, erzählt er in seinem kleinen Büro, war vor 2007 „wunderbar desolat“. Die Tourneetheater gastierten in einer Schulaula. Sonst gab es nichts. Dabei hatte man sich schon seit...