Die Moerser Aufführung ist ein Glücksfall. Seit acht Jahren trugen sich der Regisseur und langjährige Intendant Ulrich Greb und seine Dramaturgie mit dem Gedanken, das „Lehrstück ohne Lehre“ von Max Frisch, das eine Aura von Schullektüre umgibt, aufzuführen. Nun hat die Zeit sich selbst so verdichtet, dass es kein besseres Timing geben könnte. Die beiden Brandstifter tänzeln zur Musik vom „Rosaroten Panther“ – ganz wie im Bekennervideo des NSU – und wirbeln mit ihren benzingetränkten Brandtüchern wie in einer Striptease-Nummer. Aber nicht nur das Haus ihres Gastgebers wird in Brand gesteckt, sondern Kolonnen von Flüchtlingszelten gleich mit, die, ganz in Weiß, in Miniatur vor dem Kastell im Moerser Schlosspark aufgereiht stehen. Die Aufführung ist aber noch viel abgründiger als ihre offensichtlichen Analogien.
Die Bühne ist mit einer riesigen Drehbühne fast zum Bersten voll. Auf ihr thront der bölkreiche Haarwasserfabrikant Biedermann (Frank Wickermann) in einem Lederfauteuil, der über einem Gully aufgestellt ist. Biedermann ist ein guter Mensch und hat für alle und jeden Verständnis, „aber mir kommt keiner ins Haus“. An seiner Seite posiert eine mit Botox aufgespritzte und durch die Hände von Schönheitschirurgen rundum optimierte Ehefrau (Marissa Möller), die ein durch und durch überflüssiges Leben führt. Schon bald machen sich...