Was waren das für Zeiten! „Wörter, die im Deutschen fehlen: Blackface“, konnte Andrian Kreye, der Leiter des Feuilletons der Süddeutschen Zeitung, 2009 mit aller Berechtigung in seinem Blog schreiben. Anlass war der Günter-Wallraff-Film „Schwarz auf Weiß“, für den sich der Investigativjournalist Farbe ins Gesicht pinselte, um am eigenen Leib exklusiv herauszufinden, was er afrodeutsche Menschen hätte fragen können. Kreyes Informiertheit erklärt sich aus der Tatsache, dass er lange Zeit in den USA gelebt hat. Den meisten der in Deutschland lebenden weißen Theaterkenner ist der Begriff Blackfacing dagegen erst seit 2012 geläufig, seit den Widerständen gegen die Dieter-Hallervorden-Inszenierung im Berliner Schlosspark Theater und, wenig später, dem Protest gegen Michael Thalheimers Uraufführung von Dea Lohers „Unschuld“ am hauptstädtischen Deutschen Theater. Beim letztjährigen Theatertreffen kochte die Diskussion wegen Sebastian Baumgartens Zürcher Inszenierung von Brechts „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“ noch einmal hoch (siehe dazu den Text von Matt Cornish in diesem Heft, S. 22).
Eine Folge der Auseinandersetzungen: Kritik und Theater wissen jetzt, dass da etwas sein könnte. Der Begriff Blackfacing ist geläufig, und sei es erst mal nur als Problemmarkierungstechnologie. Deshalb könnte man sich von den beiden Arbeiten, die in diesem Frühjahr herausgekommen sind und in denen im Bewusstsein der Diskussion...