Eine junge Frau – Dora, Mitte zwanzig – rebelliert. Sie will raus aus den Lebenslügen ihrer Familie, aus der Enge, aus der Langeweile, hat null Bock auf gar nichts und lehnt alle Eingliederungsangebote als Domestizierungsversuche ab. Doch wohin sie will, weiß sie auch nicht. Eine Idee aber hat sie. Sie besorgt sich zwei Flaschen Speiseöl, sechs Eier, zwei Männerunterhemden, vier Rollen Klebestreifen und eine Tüte Hühnerherzen, betreibt damit Voodoo neben einem Müllcontainer und ruft so, ja wirklich, den Teufel auf den Plan. So in etwa sieht der Grundplot des Librettos zu Bernhard Langs Oper „Dora“ aus. Die Frage „Who the hell is Dora?“ prangte als PR-Gag bereits auf den Ankündigungsplakaten. Jetzt, nach der Uraufführung an der Staatsoper Stuttgart, zeichnet sich zumindest die Ahnung einer Antwort ab. Und gleich vorweg: Auch wenn es hier um Langeweile geht, freilich auch in einem transzendentalen Sinn – die Oper selbst fällt nicht in diese Kategorie. Im Gegenteil: In knapp 100 Minuten rauscht sie vorüber, rhythmisch, im Hochgeschwindigkeitsmodus. Ödnis und Sinnsuche im Turbo-Tempo?
Zunächst fällt auf: Die Zeitebenen im Libretto von Frank Witzel, bekannt etwa durch die Bühnenversion seines Romans „Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager“ (2016), purzeln ganz schön durcheinander....
Erschienen am 12.3.2024
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