Theater der Zeit

Gespräch

Stillstand, Aufbruch, Abbruch

Tilo Esche im Gespräch mit Jürgen Zielinski

Tilo Esche arbeitete von 1994 bis 1996 als Schauspieler am Theater der Jungen Welt und wurde dort im Jahr 2000 Intendant. Seine Intendanz endete bereits 2001 wegen seiner öffentlich gewordenen Verpflichtungserklärung für die Abteilung 1 der Kriminalpolizei der DDR in den 80er Jahren. Jürgen Zielinski sprach mit ihm über Visionen, Veränderungen und das Scheitern.

von Tilo Esche und Jürgen Zielinski

Erschienen in: 70 Jahre Zukunft – Theater der Jungen Welt Leipzig (03/2017)

Haus der Volkskunst am Lindenauer Markt
Haus der Volkskunst am Lindenauer MarktFoto: Archiv des TdJW

Jürgen Zielinksi: Erzähl kurz über deine Zeit als Schauspieler am TdJW.

Tilo Esche: Ich kam 1994 nach Leipzig. Das war das dritte Theater, an dem ich tätig war. Meine erste Begegnung dort war mit dem Regisseur Sven Grunert. Ein theaterbesessener Regisseur! Ich erinnere mich noch gut an seine Konzeptionsprobe zu »Ein Sommernachtstraum«. Er hatte einen großen Karton mit, in dem ein Haufen Requisiten war. Er ist eineinhalb Stunden ausgeflippt und hat versucht, uns als Schauspieler für das Stück zu begeistern. Danach sagte er zu uns, dass wir jetzt alle nach Hause können und in drei Tagen wiederkommen sollen. Bis dahin sollten wir den Text lernen, um mit den Proben beginnen zu können. Für mich war das ein einschneidendes Erlebnis, da ich bis dato noch nie mit so einer Energie, Theater zu machen, konfrontiert war. Ich hatte meinen Abschluss auch erst seit zwei Jahren in der Tasche. Diese Produktion war letztendlich auch einer der Höhepunkte meines Engagements als Schauspieler am TdJW.

Damals gab es ein sehr zusammengewachsenes Ensemble. Allerdings lag das Durchschnittsalter bei 42 Jahren, also über dem des Schauspielhauses. Ich denke auch, dass der damalige Intendant, Hanns Gallert, der das Theater durch schwierige Jahre zu führen hatte, mit...

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