Text Text Text
von Horst Hawemann
Erschienen in: Recherchen 108: Horst Hawemann – Leben üben – Improvisationen und Notate (03/2014)
Bei einem Stück sollte man die Masse der Wörter nicht zum erschreckenden Augenblick für die Spieler machen. Die berühmte Frage: Wie lernt man so viel Text? Man lernt nicht Text, man erhandelt sich den Text und überprüft ihn am Buch. Und wenn man einen Dialog anfängt, warum reicht einem da nicht für einen längeren Probenzeitraum der eine Satz des Spielers A und der eine Satz des Spielers B? Warum müssen gleich eineinhalb Seiten geschafft werden? Schon in den ersten Sätzen findet man viel heraus. Möglicherweise findet zwischen den beiden Sätzen nichts statt. Das herauszufinden, ist auch eine Leistung. Oder man findet heraus, zwischen meinem ersten Satz und dem ersten Satz des anderen ist ein qualitativer Unterschied. Hat das etwas zu bedeuten, dass ich siebzehn Worte habe und der andere nur drei? Das mag formal erscheinen, aber das wird von guten Stücken sofort widerlegt. Wie kommt es, dass in meinem Text am Ende immer drei Punkte stehen und bei dem anderen die Ausrufezeichen? Oder: Wieso ist mein Text so praktisch? Stell mal die Tassen in den Schrank, leg die Tischdecke auf… Wie sind die Worte des anderen?
Als Antwort reichen manchmal zwei Sätze. Es geht nicht darum, dass diese Sätze eine...