Wer viereinhalb Stunden durchgehalten hat – der ganze Abend dauert noch eine Stunde länger –, kommt in den Genuss eines Finales, bei dem Friedrich Dürrenmatt und Frank Castorf ganz zueinanderfinden. Im Zürcher Schauspielhaus haben das einige Zuschauer nicht geschafft und das Theater in der Pause verlassen.
Nicht ganz drei Stunden haben sie bis dahin aushalten müssen. Haben erlebt, wie Castorf immer mehr an Dürrenmatts Romanvorlage „Justiz“ herumzuzerren und zu reißen begann, wie die Schauspieler mehr und mehr vom direkten Blickfeld auf der Bühne verschwanden und fast nur noch über Live-Videosequenzen zu sehen waren. Die Drehbühne von Aleksandar Denić ist ein wunderbares Panoptikum von Nachbauten bekannter Zürcher Szenerien, lässt aber nur sehr bedingt Einblicke in die Innen- und Spielräume zu. Manch ein Zuschauer wird dann nach immer mehr überbordenden und zerdehnten Chaos-Einlagen Dürrenmatts Devise, dass eine Geschichte erst dann zu Ende gedacht sei, wenn sie ihre schlimmstmögliche Wendung genommen habe, auf Castorfs Inszenierung umgemünzt haben.
Ihnen kann man aber zurufen: Es ist nicht so gekommen. Castorf und Dürrenmatt, die Kombination funktioniert am Schluss. So wie es zu Beginn des Abends der Fall war. Überhaupt bleibt der Regie-Berserker aus Berlin erstaunlich nahe am Text und der Geschichte des großen sarkastischen, aber auch...