Vergessen wir nicht … die Psychoanalyse!
von Volkhard Knigge und Jonas Zipf
Erschienen in: Recherchen 159: Inne halten: Chronik einer Krise – Jenaer Corona-Gespräche (11/2020)
Assoziationen: Debatte Dossier: Corona
Volkhard Knigge und Jonas Zipf
Vergessen wir nicht … die Psychoanalyse!
Jonas Zipf: So, die Aufnahme läuft nun. Wir sitzen jetzt im Volksbad. Volkhard Knigge ist zum ersten Mal seit dessen Umnutzung hier. Oft ist es so, dass Leute hierherkommen und uns erzählen, dass sie hier das Schwimmen gelernt haben. Das ist vielleicht heute nicht anders: Indem wir Kultur veranstalten, schwimmen wir ja auch. Heute ist das Volksbad vor allem die Zentrale von JenaKultur. Meine Lieblingsanekdote erzählt immer mein kaufmännischer Leiter: Das Controlling befindet sich in den Schwitzräumen, passenderweise im Dampfbad.
Volkhard Knigge: In den Schwitzräumen.
Jonas Zipf: Ausgerechnet das Controlling. Also die, die die anderen zum Schwitzen bringen.
Volkhard Knigge: Okay.
Jonas Zipf: Ich muss zu Beginn etwas ausholen, warum es mir nach meinem Gespräch mit Aleida Assmann ein besonderes Anliegen war, nun auch mit Volkhard Knigge zu sprechen. Nach dem hoffnungsvollen Ansatz der prinzipiellen Möglichkeit eines Gelingens einer gemeinschaftlichen Erinnerungsarbeit stieß ich auf die Publikation, die Axel Doßmann zur Arbeit von Volkhard Knigge besorgt hat. Ein Buch in vielen einzelnen Splittern, kleinen Texten, Interviews, das die Überschrift trägt: »Geschichte als Verunsicherung«. Ich habe gelernt, dass dabei im Grunde noch ein wesentliches Adjektiv fehlt, nämlich das Adjektiv »willentlich«. Das...