Mit indischen Fertiggerichten und Literaturkursen füllt der Intellektuelle François seine schreckliche innere Leere. Auf den Straßen führen muslimische Krieger einen erbitterten Kampf gegen den Westen, während der Literaturprofessor mit seinem Kollegen Birnengeist genießt. In seiner Bühnenfassung von Michel Houellebecqs „Unterwerfung“ betrachtet Regisseur Axel Vornam den Menschen, den seine Trägheit zerfrisst, wie in einem Versuchslabor. In einem gekachelten Glaskasten, den Tom Musch ins Zentrum seiner kargen Bühne rückt, stürzt die Welt über ihm ein.
„Viele Männer interessieren sich für Politik und Krieg, aber ich konnte einer solchen Beschäftigung nichts abgewinnen. Ich war so politisiert wie ein Handtuch.“ Mit knappen Monologen wie diesem charakterisiert Vornam den Protagonisten. Politisches Theater ist die Stärke des Heilbronner Intendanten. Der mächtige, klug in Gedankenschleifen konstruierte Text atmet Zeitgeist. Am 7. Januar 2015, dem Tag des Erscheinens des Romans „Unterwerfung“, griffen islamistische Terroristen in Paris die Redaktion des Satiremagazins Charlie Hebdo an. Sie töteten zwölf Menschen. Der französische Erfolgsautor spielt in dem satirischen Roman ein Szenario nach den Präsidentschaftswahlen im Jahr 2022 durch. Die islamische Bruderschaft gewinnt die Oberhand. Viele deutsche und internationale Bühnen haben den Roman auf die Spielpläne gesetzt, in jeweils eigenen Fassungen.
Der Versuchung, Houellebecqs bizarre, oft als islamfeindlich gescholtene Literatur in surreale Visionen...