Malte Ubenauf: Von deinen Inszenierungen, die außerhalb der Theaterinstitutionen entstanden sind, war jene anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Grandhotels Waldhaus in Sils-Maria wohl eine der ungewöhnlichsten. Und kompliziertesten … Vielleicht, weil es sich bei diesem Ort um ein ziemlich repräsentatives Gebäude mit einer Art europäischen Kulturgeschichte handelt und dir dieses Hotel aus eher theaterfernen Zusammenhängen vertraut war?
Christoph Marthaler: Ich muss gestehen, dass ich mir wirklich zunächst sehr unsicher war mit der Entscheidung, im Hotel Waldhaus Theater zu machen. Aber der Anlass hat mich doch gereizt: 100 Jahre Hotelgeschichte dieses außergewöhnlichen Ortes im Engadin. Darüber hinaus gab (und gibt) es eine sehr persönliche Verbindung zu den Menschen, die damals das Hotel leiteten, zu Maria und Felix Dietrich sowie zu Urs Kienberger, dem Bruder des Musikers und Schauspielers Jürg Kienberger, mit dem ich ja seit vielen Jahren zusammenarbeite. Die Familie hat mich oft in ihrem Hotel aufgenommen. Ich habe dort immer sehr glückliche Zeiten abseits des Theaterbetriebs verbracht und hatte wunderbare Begegnungen mit den Mitarbeitern des Waldhauses. Insofern war es für mich persönlich ein schöner Gedanke, diesem Haus durch einen Beitrag zum Jubiläum etwas für seine Gastfreundschaft zurückgeben zu können. Zunächst habe ich gedacht, es müsste ein kleineres Projekt werden, etwas,...