„Ich wollte das Bild ändern“
Gabriele Stötzer im Gespräch
von Gabriele Stötzer und Thomas Oberender
Erschienen in: CHANGES – Berliner Festspiele 2012–2021. Formate, Digitalkultur, Identitätspolitik, Immersion, Nachhaltigkeit (10/2021)
Thomas Oberender: Gabriele Stötzer ist Schriftstellerin, Künstlerin und Aktivistin. Sie wurde in einem Dorf bei Erfurt geboren, hat eine Berufsausbildung als medizinisch-technische Assistentin begonnen, das Abitur nachgeholt, an der Pädagogischen Hochschule Deutsch und Kunsterziehung studiert. 1976 wurde sie im letzten Studienjahr wegen einer Solidaritätsaktion für einen Mitstudenten zusammen mit zwei weiteren Studentinnen politisch exmatrikuliert und im gleichen Jahr wegen einer Unterschriftensammlung für Wolf Biermann inhaftiert. Sie kam in das Zuchthaus Hoheneck, hat danach eine der wenigen freien Galerien in der DDR, die Galerie im Flur, geleitet, wurde selbst bildende Künstlerin und hat eine Frauengruppe gegründet, die im Untergrund Ausstellungen, Performances und Filme gemacht hat. Gabriele Stötzer zeichnet ihre unbändige Individualität aus, ihr vielgestaltiges Werk aus Texten, Filmen, Fotografie und Objekten, aber auch ihre Gabe, über viele Jahre eine sich ständig wandelnde Gruppe von freien Menschen um sich herum zu versammeln, und ihr stets beharrlicher Wille, trotz massiver Repressionen nicht in den Westen zu gehen, sondern in der DDR für ein anderes Leben zu stehen und zu wirken.
Frau Stötzer, Sie haben 1976 aus Protest gegen Biermanns Ausbürgerung eine Unterschriftensammlung organisiert, was zu fünf Monaten Untersuchungshaft führte, auf das sieben Monate im berüchtigten Frauengefängnis Hoheneck folgten. Darüber haben Sie den Roman...