Neugründung 1993
Editorial
Erschienen in: Theater der Zeit: Theaterlandschaft vor dem Umbruch (05/1993)
Assoziationen: Dossier: TdZ-Geschichte
Totgesagt und ad acta gelegt, ist »Theater der Zeit« wieder auferstanden, um erneuert durch das Labyrinth der Zeit zu irren und im Bühnenbereich verbindende Fäden zu spinnen. Im März 1992 erschien die letzte Ausgabe einer Zeitschrift, die seit dem Juli 1946 hauptsächlich über das Theaterleben jener Länder berichtete, die wir heute die neuen nennen; später galt dem europäischen Osten eine besondere Aufmerksamkeit. Durch den Umbruch der deutschen Verhältnisse wurde »Theater der Zeit« von Zensurzwängen und Sprachregelungen befreit, zugleich verlor die Zeitschrift ihre ökonomische Basis. Der Initiative »Interessengemeinschaft Theater der Zeit e.v.« gelang es mit Unterstützung der Stiftung Kulturfonds, mit Hilfe alter und neuer Freunde und im Zusammenwirken eines Teams von Herausgebern und Redakteuren, »Theater der Zeit« eine neue Existenz zu geben. In einer Situation weltgeschichtlicher Umwälzungen will die Zeitschrift Theaterleuten aus Ost und West, aus Nord und Süd ein Forum der Kritik, der Debatte, der Verständigung eröffnen; in einer zerklüfteten Theaterlandschaft will sie zu einer gemeinsamen Sprache beitragen.
»Theater der Zeit« will informieren und Position beziehen; die Zeitschrift will teilnehmen an der Gestaltwerdung einer Nation, bei deren geistiger Selbstverständigung Drama und Theater von jeher eine bedeutende Rolle gespielt haben. Die alt-neue Zeitschrift versteht sich als Medium der Reflexion, einem Theater zugewandt, das sich vor den Turbulenzen des Hier und Heute nicht ängstigt. Offen für alle Genres soll »Theater der Zeit« ein Gefährte beim Durchmessen und Ermessen der historischen und gesellschaftlichen Spannungen sein, die, weit über Deutschland und über Europa hinaus, eine Zeit be wegen, die vom Zusammenbruch alter Konfrontationen und von der Suche nach neuen Ufern geistiger und gesellschaftlicher Bestimmung geprägt ist. »Theater der Zeit« - der Name zielt nicht auf das Modisch-Vordergründige, er sieht es auf das in einem standfesten Sinn Zeitgemäße ab. Das neue »Theater der Zeit« ist nicht mehr das alte »Theater der Zeit«. Daß es das neue Theater einer neuen Zeit aufspüre und befördern helfe, ist sein wichtigstes Bestreben.
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