Tanz
Tanz - klassisch oder modern?
von Erich Vogt
Erschienen in: Theater der Zeit: Stoff, Inhalt, Form (08/1946)
Assoziationen: Tanz
In den geistig so bewegten und auch fruchtbaren Jahren nach dem ersten Weltkrieg öffneten sich auch für den Tanz neue Perspektiven. Bewegungen für eine Erneuerung der Tanzkunst, an denen vorher nur kleine fachlich interessierte Kreise teilgenommen hatten, weiteten sich aus. Diskussionen um den „absoluten" Tanz steigerten sich manchmal zu wirklichen Streifgesprächen. Namen wie Mary Wigman, Gret Palucca, Rudolf von Laban waren überall in der Well bekannt.
Breite Volksschichten sammelten sich in Laientanz-chören. Eine neue Tanzkultur schien im Werden, bis das alles dann nach 1933, genauer nach der Olympiade 1936, so oder so liquidiert wurde. Die Erinnerungen an diese Dinge der Vergangenheit wurden jetzt wieder wachgerufen durch das Gastspiel des Dresdener Tanzstudios von Dore Hoyer, einer früheren Schülerin der Palucca und dann auch Mitglieds der Tanzgruppe Mary Wigmans. Und das um so mehr, als der Beifall - der gewiß kein unbedingt gültiger Malstab sein kann, aber doch die Wirkung auf den Zuschauer registriert - nur zögernd einsetzte und bei der Allgemeinheit auch kaum die Grenze achtungsvoller Anerkennung überschritt, während der Abend des Staatsopernballetts unter Tatjana Gsovsky von Anfang an spontane Begeisterung weckte.
Sind nun die „modernen" Tänze Dore Hoyers in Wirklichkeit vergangener als der Tanz auf der Grundlage des klassischen Balletts,...