Potenziale der Digitalisierung
von Julius Heinicke
Erschienen in: Recherchen 148: Sorge um das Offene – Verhandlungen von Vielfalt im und mit Theater (05/2019)
Assoziationen: Wissenschaft Debatte Dossier: Digitales Theater
Nicht nur die Zunahme an Lebensentwürfen und Kulturgeschichten erfordert neue kulturpolitische Strategien innerhalb der Theaterlandschaft. Entschlossen hält auch die Digitalisierung Einzug in das kulturelle Feld, fordert gleichwohl einen Tribut, welcher womöglich transkulturellen Strategien eine gewisse Entfaltungsmöglichkeit verschaffen vermag, was Simon A. Franks Schlussplädoyer in Kulturmanagement und Social Media316 andeutet:
Social Media eröffnet neue Möglichkeiten der Kunstproduktion – und das, was nun technisch möglich ist, wurde seit rund hundert Jahren von Philosophen und Künstlern vorgedacht. Das Social Web kann deshalb den Raum bereitstellen, der für Kunst, Theater und Literatur im aktuellen Diskurs gefordert wird, da sich zeigte, dass „alte“, ursprünglich als utopische geltende Forderungen an Kunst, mit den „neuen“ Medien realisierbar sind. Die bisherigen Formen der Präsentation von Kunst, etwa der Museumsbau oder das Theaterhaus, werden dadurch nicht obsolet, sondern können durch eine Fusion von realen und virtuellen Welten nur gewinnen.317
Allerdings sieht sich Frank hier zunächst mit vielerlei Kritik seitens der Kunstwissenschaften konfrontiert. Kritische Überlegungen gegenüber der digitalen Welt stützen sich in der Tradition Horkheimers und Adornos, so Frank, in erster Linie auf den potenziellen Konsummissbrauch und den Vorwurf der Massenunterhaltung. Allerdings zeigt er im gleichen Zuge, dass sich das Kunstverständnis heutzutage verändert hat und die digitale Welt...