Abschied
Im Jahr 1988
von Milan Peschel
Erschienen in: Theater der Zeit: Fuck off (09/2015)
war ich Bühnentechniker an der Volksbühne, und mit großer Aufregung und Neugier wurde bei einigen Kollegen von der Technik und der Beleuchtung die Ankunft und Arbeit eines neuen, jungen Regisseurs erwartet. Er hieß Frank Castorf und war ein Schlaks im Trenchcoat, mit Nickelbrille und langen Haaren, der einen achtundzwanzigjährigen schmalen Bühnenbildner mitbrachte, der für „Das trunkene Schiff“ von Paul Zech den 3. Stock völlig neu dachte und baute, und von da an war alles anders. Zum ersten Mal saß ich im Theater und war, obwohl ich doch nichts verstand und überfordert war, hingerissen, glücklich und elektrisiert – ja, ich war geradezu verliebt in diese Art, Theater zu machen.
Zwei Jahre später „Die Räuber“. Das Land war ein anderes, alles veränderte sich, und im Theater schleppten wir Kulissen. Ich habe Berts Bühne und Franks Inszenierung geliebt wie wenig anderes davor oder danach. Ich war überwältigt von der Einfachheit der Idee, den Materialien, den Menschen auf der Bühne. Die Gefühle, die diese Zeichen und Bilder, die Menschen in den Kostümen, in den Gräben, auf der Schräge bei mir auslösten, hatte ich im Theater noch nicht erlebt.
Ich liebte es, die große, aus zwei Teilen bestehende, mit schwarzem Samt bezogene Wand mit den...