Sie wirkt offen und verletzlich; ihre weit auseinanderstehenden Augen sehen ungeschminkt gleich weniger riesig aus, und die Längen ihrer braunen Haare werden von ihrem petrolfarbenen Pullover geschluckt. Auf die Frage, ob sie sich als Neue bei allen am Haus vorgestellt habe, entgegnet sie fast entschuldigend: „Ich bin doch nur Mathilde! Und ich bin sehr schüchtern.“
Weder Mathilde Bundschuhs Erscheinung noch ihr Wesen drängen sich auf. Doch sie ist ungeheuer präsent, auch im Gespräch. Und wenn sie lächelt oder lacht, dann steckt darin die freundliche Einladung, es gemeinsam zu tun. Auch die Figuren, die sie spielt, ziehen einen unaufdringlich zu sich heran. Man glaubt, was sie sagen. Den Rest liest man in Bundschuhs Gesicht, das sich auch sehr fein im Stummfilm machen würde. Oft liegen darin die widersprüchlichsten Emotionen dicht beieinander. Dann wieder ist es ganz blank und leer, eine wächserne Maske.
Am Münchner Residenztheater, wo Bundschuh 2016 gleich in ihrem Erstengagement gelandet ist, spielte die damals erst 21-Jährige zum Einstand eine enorm selbstbewusste Lady Marian im Weihnachtsfamilienstück „Robin Hood“ und zwei Rollen (Malcom und eine der Hexen) in Andreas Kriegenburgs finsterem „Macbeth“. Ein spannendes Wechselbad für einen Theaterneuling, auch wenn dieser ein alter Schauspielhase ist: Den ersten Werbeclip hat sie...