Theater der Zeit

Das Erhabene ist das Unheimliche

Zur Theorie einer Kunst des Ereignisses

von Hans-Thies Lehmann

Erschienen in: Recherchen 12: Das Politische Schreiben – Essays zu Theatertexten (10/2012)

Auch wenn bereits die antike Rhetorik es erörterte – das Erhabene, wie es erneut Einzug in die ästhetische Theorie gehalten hat, ist wesentlich eine Erfindung oder Erfahrung des 18. Jahrhunderts. In den Theorien des Erhabenen begegneten sich die beiden Themen, von denen diese Epoche gefesselt war: analytische Introspektion in die verborgeneren Affektströme, philosophische Affirmation moralischer Freiheit. Freilich: Beide Erkundungen förderten mehr oder anderes zutage, als man gewünscht haben mochte – in den abgründigen Seelenlabyrinthen ganz unten die amoralische Natur des Gefühls, in der gleißenden Helligkeit der aufklärenden Kritik die Grenzen der hohen Vernunft. Am Ende der Lichtsuche standen Kant und Sade. Die elegante Klarheit der klassizistischen Fassaden ließ gespenstisch die Gewölbe eines Piranesi durchscheinen. In dieser Ambivalenz von hochgestimmtem Aufschwung und Zurückschrecken angesichts ungeahnter Abgründe formulierten sich die Theorien des Erhabenen. Lange schon hatte es das klassische Konzept des Sublimen gegeben, in dem es um die erhebende und zugleich beruhigende Kontemplation göttlicher Allmacht ging. Es war zunächst keineswegs, wie dann bei Burke oder Kant, ein Gegenbegriff zum Schönen, eher dessen Steigerung. Erhaben war großer, bedeutender Stil, Kunst, die »hohe« Themen mit strengem, namentlich antikisierendem Formniveau verband, ob man an Homer oder Milton, Michelangelo oder Poussin dachte. Indem sich nun die...

Sie möchten den gesamten Beitrag lesen?

Wählen Sie das passende Digitalangebot

Tageszugang

12 Stunden ohne Paywall

5,99 €

Online lesen

Bücher online lesen

TdZ-Artikel seit 2013 online lesen

Exklusive Online-Artikel lesen

„Arbeitsbücher“ online lesen

double-Artikel online lesen

IXYPSILONZETT-Artikel online lesen

PDF-Downloads

Die aktuelle TdZ-Ausgabe

Das jährliche Arbeitsbuch

Sonderpublikationen

Persönliches Archiv mit allen bereits erworbenen Downloads

Die aktuelle double-Ausgabe

Die aktuelle IXYPSILONZETT-Ausgabe

Sonstiges

Anmelden per E-Mail

Persönliche Merklisten

Professional

Zeitschriften und Bücher online lesen

ab 12,50 € / Monat

Online lesen

Bücher online lesen

TdZ-Artikel seit 2013 online lesen

Exklusive Online-Artikel lesen

„Arbeitsbücher“ online lesen

double-Artikel online lesen

IXYPSILONZETT-Artikel online lesen

PDF-Downloads

Die aktuelle TdZ-Ausgabe

Das jährliche Arbeitsbuch

Sonderpublikationen

Persönliches Archiv mit allen bereits erworbenen Downloads

Die aktuelle double-Ausgabe

Die aktuelle IXYPSILONZETT-Ausgabe

Sonstiges

Anmelden per E-Mail

Persönliche Merklisten

Upgrade für Printabonnenten

Professional – Zeitschriften und Bücher online lesen

50,00 € / 12 Monate

Online lesen

Bücher online lesen

TdZ-Artikel seit 2013 online lesen

Exklusive Online-Artikel lesen

„Arbeitsbücher“ online lesen

double-Artikel online lesen

IXYPSILONZETT-Artikel online lesen

PDF-Downloads

Die aktuelle TdZ-Ausgabe

Das jährliche Arbeitsbuch

Sonderpublikationen

Persönliches Archiv mit allen bereits erworbenen Downloads

Die aktuelle double-Ausgabe

Die aktuelle IXYPSILONZETT-Ausgabe

Sonstiges

Anmelden per E-Mail

Persönliche Merklisten

Assoziationen

Neuerscheinungen im Verlag

Das Ding mit dem Körper. Zeitgenössischer Zirkus und Figurentheater
Theaterregisseur Yair Shermann