Kolumne
Wir gehen rein
Pausenbrezeln & Jogginghosen
von Lina Wölfel
Erschienen in: Theater der Zeit: Tilda Swinton – Zwischen Bühne und Film (12/2025)

Es ist Dezember und das bedeutet für die Theater vor allem eines: Weihnachtsmärchen in Form von Schulvorstellungen, Familienvorstellungen, Kindergartenvorstellungen oder auch: Eine Menge kleine Menschen werden in den kommenden Wochen ihren ersten Kontakt mit der Form und der Institution Theater haben. Uff. Ganz schön viel Verantwortung. Und gleichzeitig der beste Anlass, sich Gedanken darüber zu machen, wie zugänglich das Theater und der mit ihm einhergehende Habitus wirklich sind.
Als ich noch klein war – vermutlich sechs Jahre alt –, besuche ich mit meiner Mutter eine Nachmittags- und Kindervorstellung von Mozarts „Die Zauberflöte“ am DNT Weimar. Weil man in Weimar Fan von modernen Interpretationen ist, tritt Sarastro als NS-Offizier auf. Das habe ich natürlich nicht verstanden. Als Sechsjährige. Also frage ich: „Mama, warum sieht der Mann so komisch aus?“ Noch bevor meine Mutter mir antworten kann, werde ich von einem Ehepaar aus der Reihe vor mir darauf hingewiesen, still zu sein. Meine Mutter entgegnete darauf: „Tschuldigung, aber das ist das Publikum von morgen.“ Danke Mama, das hätte sonst vielleicht mein letzter Besuch im Theater sein können.
Heute sind Theaterbesuche für mich Alltag. Ich nehme mir inzwischen den Raum, mich auch während der Vorstellung zu bewegen – Beine überschlagen, kurz mal strecken,...















