Mit „Frühling der Barbaren“ führt das Theater St. Gallen nach „Top Dogs“, „Die Kontrakte des Kaufmanns“ und „Das Ende vom Geld“ seine künstlerische Auseinandersetzung mit den Phobien der zeitgenössischen Finanzwelt fort. Dem Autor Jonas Löscher gelang es in seiner gefeierten Debütnovelle „Frühling der Barbaren“, nominiert für den Deutschen und den Schweizer Buchpreis 2013, aktuell widersprüchliche Absurditäten des zeitgenössischen internationalen Finanzsystems dingfest zu machen, ohne Tendenzliteratur zu verfassen. Im Mittelpunkt steht der Schweizer Unternehmenserbe Preising, der als Gast in einem tunesischen Luxusresort Zeuge eines pervers opulenten Hochzeitsgelages wird, zu dem ein junges Paar aus der Londoner Finanzwelt geladen hat. Doch während in der Wüste gefeiert wird, kündigt sich an der Börse ein Crash an, der bewirkt, dass am nächsten Morgen das Finanzsystem zusammengebrochen ist, die Vermögen aus den Aktienportfolios entwertet sind und die bald nicht mehr funktionierenden Smartphones den verkaterten Finanzjongleuren die Kündigungen überbringen. Der daraufhin zwischen Pool und Palmen ausbrechende Ausnahmezustand mutiert, scheinbar gesetzmäßig, die Yuppie-Gesellschaft in ein vielleicht etwas zu stereotypes Panorama menschlicher Entgleisungen.
Zwei Dinge aber nehmen für den Theaterabend ein: Die Spielfassung, für die Regisseur Tim Kramer und Dramaturgin Nina Stazol Verantwortung tragen, erweist sich in ihrer originellen Reduktion des Geschehens auf den dramatischen Kern als überzeugend....