Im Lockdown
Es gab entspanntere Jahre im Dasein als Festivalleiter. Man fährt durch die Gegend, schaut sich Vorstellungen an, spricht mit Künstler*innen, denkt selbst über eine Konzeption nach und erstellt ein Programm. Damit war ich auch Mitte März beschäftigt. Eigentlich wollte ich nach Strasbourg zum Festival „Les Giboulées“ und zum Figurentheaterfestival Aarau. Es kam dann anders. Erst wurde die Region Grand Est zum Risikogebiet, dann gingen die Theater in den Lockdown, dann wurden die Grenzen geschlossen. Festivals wurden der Reihe nach abgesagt, in den Herbst oder gleich ins nächste Jahr verschoben, darunter die FIDENA in Bochum, Blickwechsel in Magdeburg, die Figura in Baden, Scènes Ouvertes in Paris.
Gleichzeitig regte sich so etwas wie Widerstand von Festivals, die alternative Formen suchten, um trotz des Lockdowns und der Reiseverbote stattzufinden. Eines der ersten war „Hauptsache frei“, der Showcase der freien Szene in Hamburg, der bereits Ende März digital veranstaltet wurde. Hier wurden statt der Vorstellungen kurzfristig Gespräche mit den eingeladenen Künstler*innen, Zoom-Performances und Videos gezeigt. Weitere Festivals folgten und verlegten ihr Programm in den digitalen Raum: Das Theatertreffen in Berlin streamte eingeladene Inszenierungen und begleitete diese mit Diskussionen um Virtualität und Theater. Die Wiener Festwochen luden die eingeladenen Künstler*innen zu digitalen Gesten...