4 Agon, Mehrwert und die Korruption der Spiele
von Florian Evers
Erschienen in: Recherchen 139: Theater der Selektion – Personalauswahl im Unternehmen als ernstes Spiel (11/2018)
Caillois’ Spielbegriff
Wie anfangs erläutert, ist Huizingas Homo Ludens lediglich einer von zahlreichen möglichen Einstiegspunkten in die geisteswissenschaftliche Betrachtung des Spiels, der nicht zuletzt auch gewählt wurde, da die hier vorliegende Studie sich nicht in einer neuen Geschichte der Spielbegriffe verlieren kann. Gerade Huizingas Standardwerk der Ludologie erweist sich dabei allerdings in seinen Aspekten, Spiel als eng verwoben mit verschiedensten Ausformungen menschlicher Kultur zu betrachten und damit ein Konzept transitorischer Ästhetik zu einem Kernbegriff der Analyse von gesellschaftlichen Phänomenen zu machen, als geistesverwandt zum Phänomen der Theatralität.
Huizingas Spieldefinition als Ausgangspunkt zu nutzen, um die Verflechtungen der Sphären von Theater und Arbeitswelt am Beispiel von Assessment Centern, Development Centern und Corporate Identity zusammenzudenken, hat aufgezeigt, dass einige Merkmale seines Spielbegriffs, wie etwa die Verankerung des Terminus im Feld der Ästhetik, die involvierte subjektive Perspektive oder die Problematisierung der scheinbaren Dichotomie des Begriffspaars Spiel und Ernst bei der Beschreibung der Ludifizierung der Arbeitswelt fruchtbar zu machen sind. An anderen Stellen jedoch, wie etwa den Aspekten der Trennung vom gewöhnlichen Leben, der Freiwilligkeit und auch der Annäherung daran, was Spielästhetik effektiv bedeuten könnte, wurden ergänzende Theorien des Spiels herangezogen, während Huizingas Definition eher als Negativfolie der Argumentation diente. Ebenso verhält es sich...