Gespräch
Sprechen
Ein Gespräch zwischen Adrienn Bazsó, Irina Sulaver, Nele Stuhler und Giulia Weis
von Irina Sulaver, Giulia Weis, Adrienn Bazsó und Nele Stuhler
Erschienen in: Lektionen 8: Neue Dramatik (10/2025)
Giulia Weis: Nele, du schreibst sowohl im Kollektiv als auch allein, sowohl für den Stadttheaterbetrieb als auch für die Freie Szene. Teilweise entstehen die Texte im Probenprozess gemeinsam mit den Spielenden, teilweise bekommst du Stückaufträge, an deren Realisierung du nicht weiter beteiligt bist. Wie beeinflussen diese unterschiedlichen Faktoren dein Schreiben?
Nele Stuhler: Für mich sind das erstmal zwei sehr unterschiedliche Arten des Schreibens. Wenn ich als Autorin bei dem Probenprozess dabei bin, dann finde ich es richtig, mit den anderen im Prozess zu schreiben: Wir bringen Text mit auf die Probe, lesen und sprechen gemeinsam, dann nehmen wir ihn wieder mit, bearbeiten, lesen ihn, usw. Das ist die eine Arbeitsweise. Und die andere, sozusagen dieses klassische Theatertext-Schreiben, bedeutet für mich erstmal, auch wenn ich mit mir allein am Schreibtisch bin, immer zuerst zu fragen: Was ist interessant, wenn es laut in einen Raum voller Menschen hineingesprochen wird? Und dann darf der Text nicht zu fest oder eng sein. Es muss ein Raum im Text bleiben, weil ich beim Schreiben weiß, dass noch andere Künstler:innen auf diesen Text treffen und mit ihm weiterarbeiten werden. Was aber gleichzeitig nicht bedeutet, dass das Schreiben beliebig ist oder ich nur eine Materialsammlung...