Protagonisten
We are President
Zur Wahl von Donald Trump
von Holger Teschke
Erschienen in: Theater der Zeit: Freude verdoppelt sich, wenn man sie teilt – Geld nicht. – Lukas Bärfuss (01/2017)
Assoziationen: Akteure
Er sagt immer genau das, was er denkt“, vertraute Ivanka Trump dem Journalisten Michael D’Antonio während eines Gesprächs für dessen Biografie „Never Enough. Donald Trump and the Pursuit of Success“ über ihren Vater an. „Er braucht die Frage oder die Geschichte vorher gar nicht zu kennen, um sich eine Antwort zurechtzulegen.“
Das trifft nicht nur auf den Milliardär aus Manhattan zu, sondern auch auf jenen Teil der Netzgemeinde, der für Wutkampagnen und Shitstorms keine Argumente oder Fakten braucht. Niemand hat die ständig schwankende Gemütslage zwischen Minderwertigkeitskomplex und Größenwahn der Netznomaden besser erkannt und instrumentalisiert als Donald Trump vor und während des Wahlkampfs in den USA. Der Mann weiß nur zu gut, wie ein Großteil seiner Landsleute tickt. Er hat virtuos auf den Saiten der digitalen Instrumente gespielt und es damit bis ins Weiße Haus geschafft. Alle, die Facebook, Twitter, WhatsApp und die anderen sozialen Medien noch immer für Orte von Freiheit und Demokratieverwirklichung halten, müssten jetzt eigentlich posten: We are President.
Ich habe das Buch von Michael D’Antonio während des Wahlkampfs gelesen und dabei beschlich mich zunehmend das Gefühl: Trump wird es schaffen. Nicht obwohl er historisch ahnungslos, politisch unerfahren und sprachlich vulgär ist, sondern gerade deswegen. Er spricht die...