Gespräch
„‘ch mächt ma sangn, s wirrd Diskussjohn’n gähm.“
Das war ein Satz fürs Leben
von Hans-Dieter Schütt und B. K. Tragelehn
Erschienen in: B. K. Tragelehn – Im Sturz. Sag Ja. Geh weiter. (04/2023)
Hans-Dieter Schütt: Gehen wir’s groß an: „Die Umsiedlerin“ entschied über Ihr Leben.
B. K. Tragelehn: Geht’s nicht noch größer? (Lacht.) Nee, bitte, kommen Sie runter, auf den Teppich, den’s in diesem Zimmer gar nicht gibt.
„Die Umsiedlerin“ erzählt in drei Etappen von den anderthalb Jahrzehnten seit Kriegsende. Und die DDR war damals, wie sie war, noch nicht oft auf der Bühne erschienen. Heiner Müllers Stück bedeutete Pionierarbeit. Ihre Inszenierung mit Studenten der Hochschule für Planwirtschaft in Berlin-Karlshorst, im Sommer 1961, war in jeder Hinsicht ein Auf- und Abräumer.
Um uns viel Propaganda-Mist, ja. Müller, Peter Hacks, Hartmut Lange machten die ersten Versuche, die Realität auf die Bühne zu bringen. Immer sehr befehdet. Erwin Strittmatters „Katzgraben“, mit Brecht, war, noch in der ersten Hälfte des Jahrzehnts, ein einsamer Vorläufer. Und auch schnell mit Beulen versehen.
Wie ist das? Kommt der Punkt, da denkt man nicht mehr an die Folgen, da wird man zum kleinen Luther? Hier stehe ich und kann nicht anders!
Ach, mit der Courage in Kunstfragen ist das so ein Ding. Auch der andere Satz ist doch wahr: Hier stehe ich – aber ich könnte auch anders. In Deutschen steckt höchstens Michael Kohlhaas, nie ein Schwejk. Interessant, dass Heiner...