Stück
Gramsci Theater
von Marcus Steinweg
Erschienen in: Theater der Zeit: Romeo Castellucci: Zurück in die Zukunft – Über die Vermessung der Welt von morgen (09/2013)
Assoziationen: Dramatik
Das „Gramsci Theater“ ist eine Auftragsarbeit für Thomas Hirschhorns „Gramsci Monument“ (The Bronx, NYC 2013). Es dreht sich um Antonio Gramsci, indem es sich von ihm wegdreht. Gramsci ist der Aufhänger. Es war mir wichtig, ihn nicht in den Mittelpunkt zu stellen, als solitäre Figur. Also entschied ich mich für einen zweiten Mittelpunkt, für eine Ellipse. Dieser andere Mittelpunkt ist Heiner Müller. Die Ellipse markiert die Spannung und den Konflikt zweier Mittelpunkte, die sich wechselseitig bedrohen und definieren. Die Rivalität ist unvermeidbar. Sie bezeugt Nähe und Andersheit. Weitere Figuren sind dazugekommen: Alexander Kluge, Theodor W. Adorno, Bertolt Brecht, Gilles Deleuze, Friedrich Nietzsche, Maurice Blanchot, Jean-Luc Nancy, Martin Heidegger, Jacques Derrida, Marguerite Duras, Alain Badiou, sowie die Erster Marxist und die Zweiter Marxist genannten Figuren. Manchmal habe ich Originalzitate der Protagonisten in den Text einmontiert. Dann wieder lasse ich sie Dinge sagen, die sie nicht gesagt haben und nie gesagt hätten. Zwischen den einzelnen Szenen sind Materialien eingeschoben. Die Materialien sind Kurztexte, die als Kopien zwischen den Szenen von einem der Schauspieler (oder mehreren) im Publikum verteilt werden. Sie haben die Funktion, einen unruhigen Kontakt zwischen Schauspieler und Publikum herzustellen. Die Texte sollen Unruhe produzieren. Sie können während der Aufführung oder...