Der Studiengang Figurentheater an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart ist fest in einem System verankert, welches spätestens seit der Bologna-Reform ein effizientes, leistungsorientiertes Studieren vorsieht und den romantischen Gedanken von der Hochschule bzw. der Universität als Raum des Ausprobierens, der persönlichen Entwicklung und des selbstbestimmten Lernens begraben hat.
Wenn man einen Einblick hinter die Kulissen erlangt, sieht man allerdings, dass uns trotzdem Freiräume gewährt werden, die ansonsten sehr rar gesät sind. So haben wir beispielsweise mit unseren Schlüsseln rund um die Uhr Zugang zu fast allen Räumlichkeiten, können uns im Atelier die Nächte um die Ohren schlagen und dürfen eigenverantwortlich Maschinen und Materialien verwenden.
Was aber viel wichtiger ist: Uns wird von Seiten der Dozierenden auf Augenhöhe begegnet, was nicht nur heißt, dass wir als Künstler*innen wahrgenommen werden, die in ihrer Entwicklung begleitet werden, sondern, dass uns auch ein gewisses Mitspracherecht zuteil wird. Es wird weitestgehend auf Notengebung verzichtet, Konkurrenzgedanken werden nicht befeuert. Macht das alles den Studiengang zu einer Utopie? Ich würde ihn eher als eine kleine Insel im neoliberalen Leistungsgesellschaftsmeer bezeichnen, auf der man eine kleine Verschnaufpause abhalten kann.
In meiner Utopie gäbe es keine Aufnahmeprüfungen, generell keine Prüfungen, keine Hierarchien, keine Existenzängste, wir würden...