Look Out
Die Seiltänzerin
Die Schauspielerin und Sängerin Katrin Kaspar hält Körper und Geist leichtfüßig in Balance
von Mehdi Moradpour
Erschienen in: Theater der Zeit: Je suis Charlie (02/2015)
Larvatus prodeo, zu Deutsch: „Maskiert gehe ich meinen Weg.“ Bei René Descartes ist das Verhältnis vom Körper als Maschine und Seele/Geist als Freistätte des Willens ein mysteriöses und komplexes. Auch wenn die Menschen an allem anderen zweifeln, unbezweifelbar ist ihr gegenseitiges Wirken aufeinander. In den Spielweisen der 1991 in München geborenen halbfranzösischen und bilingual aufgewachsenen Schauspielerin und Sängerin Katrin Kaspar drückt sich diese Verbindung vor allem durch durchlässige Grenzen aus: Der Körper ist ihr nomadisches Medium und Botschaft zugleich; Sprache nutzt sie im Spiel von Macht und Ohnmacht.
Als sie 2007 ein Auslandsjahr in Poznan verbringt, prophezeien ihr die Gasteltern, dass sie Schauspielerin werden wird – oder Bundeskanzlerin. Die Wahl hat sie dann aber zwischen Theater und Kirche. Sie wäre Nonne geworden, wenn sie nicht Schauspiel studiert hätte: „Sie tragen Kostüme, haben Rituale und hören Musik“, bemerkt sie anmutig lächelnd. Nach dem Abitur 2010 beginnt Kaspar ihre Ausbildung an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig. In der Spielzeit 2012/13 ist sie Mitglied des Studios am Centraltheater Leipzig unter der Intendanz von Sebastian Hartmann. In dieser Zeit sammelt sie erste Spielerfahrungen, unter anderem in der Regie von Martina Eitner-Acheampong im „Gestiefelten Kater“. Parallel dazu erarbeitet sie mit den Ensemblemitgliedern...