Am Anfang war sie schon etwas beleidigt. Ich als Großmutter? Und dann auch noch mit viel weniger Text als die anderen! Den Beginn der freudig erwarteten Zusammenarbeit mit Dimiter Gotscheff hatte sie sich schon etwas anders vorgestellt. Großmutterrollen mit gerade einmal Mitte vierzig, eine Unverschämtheit! Das war 2011 bei Probenbeginn zu Peter Handkes „Immer noch Sturm“ am Thalia Theater in Hamburg. Und nun soll es tatsächlich die letzte Vorstellung sein, nach acht Jahren, ein ausverkauftes Gastspiel an der Berliner Volksbühne. Wir treffen uns in einem der neu eröffneten Cafés am Rosa-Luxemburg-Platz, wo die Tasse Kakao fast vier Euro kostet. Preislich gesehen ist das schon der halbe Weg zum Markusplatz in Venedig. Der Berliner Osten ist inzwischen eine teuer feilgebotene Hülle.
Gabriela Maria Schmeide hat nicht viel Zeit. Der Großvater zur Großmutter musste für das Berliner Abschiedsgastspiel kurzfristig umbesetzt werden. Andreas Leupold hat die Rolle übernommen, bis eben haben sie geprobt. In einer Stunde muss sie schon wieder in der Maske sein für die Abendvorstellung. Aber an Großmüttern, wie sie eine ist, prallt so was ab. Mit der Zeit hat sie die Rolle lieben gelernt. Was gibt es Schöneres, als die Urmutter einer Familiensaga zu sein, deren Weisheit wohldosiert in geradezu...