Mit 23 Jahren musste sie sich schnell entscheiden: Wollte sie weiter hinter der Bühne als Regieassistentin arbeiten oder doch lieber selbst auf der Bühne stehen? Mit 18 war sie an der Leipziger Schauspielschule mit den Worten abgelehnt worden: Kommen Sie später noch mal wieder! Jetzt war es fast zu spät geworden. Aber sie wollte – und sie kannte inzwischen auch den Organismus Stadttheater in allen seinen Bereichen.
Und nun bekam Hannah Ehrlichmann, geboren 1988 in Weimar, in ihrem ersten Engagement am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin gleich die Rolle von Margarete in Martin Nimz’ „Faust“ – und will darin partout kein Gretchen sein (siehe auch Text Seite 16). Bürstenhaarschnitt, graues T-Shirt und eine seltsam aus der Zeit gefallene Hose, die sie trägt, zeigen: Dies ist niemand, der sich für Mode interessiert. Sie wirkt hart in ihrer hageren Art. Im Folgenden wird sie weicher werden, weil sie liebt. Doch dahinfließen wird sie nie. Als Faust ihr mittels Mephisto ein Geschenk macht, jenes ominöse „Geschmeide“, ist es in dieser Inszenierung ein grelles Kleid, das sie nie trägt und Frau Marthe überlässt. Ihre Margarete scheint nicht verführbar, aber dafür zur Hingabe fähig.
Es sei schwer, sagt Hannah Ehrlichmann, Figuren zu spielen, die sich über Religion...